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Alice In Chains: Rainier Fog

Stil: Alternative

Cover: Alice In Chains: Rainier Fog

Die Wiedergeburt von Alice In Chains war eine der glücklichsten Fügungen innerhalb der Seattler Rockszene, deren Entwicklung nach dem Grunge-Hype von zahlreichen Drogentoten gepflastert wird. Seitdem hat sich eine gewisse Konstanz bei Cantrell und Co. eingestellt, was sich derzeit auch darin widerspiegelt, dass die Gruppe ihren sechsten Longplayer u.a. mit Starproduzent Nick Raskulinecz realisiert hat. Das Ergebnis bleibt dennoch oder vielleicht just deswegen ein wenig hinter den Erwartungen zurück.

Nach längerer Wartezeit auf ALICE IN CHAINS‘ neues Album sieht man sich aufgrund klarer Ermüdungserscheinungen im Lager der Band ein bisschen enttäuscht von „Rainier Fog“. Nicht dass die Edel-Grunger ihren Stil jemals großartig modifiziert hätten oder vor Trends außer demjenigen, den sie selbst gesetzt haben, zu Kreuze gekrochen wären, aber in seiner reaktionären Art klingt ihr neues Material an einigen Stellen nachgerade lustlos.

Der Stoner Blues ‚Drone‘ wurde auf genauso ungebührliche Weise in die Länge gezogen wie der mit Synth-Teppich unterlegte, getragene Abschluss ‚All I Am‘, wobei sich gedehnte, leicht leiernde Gesangslinien wie im Titelstück – seit je eines der Hauptmerkmale der Gruppe – als der sprichwörtliche Schuss herausstellen, der nach hinten losgeht. 2018 scheinen sie nicht so recht zu zünden und irgendwie der Wurm drin zu sein, auch wenn es fraglos eine Menge Licht auf der Scheibe gibt.

‚Deaf Ears Blind Eyes‘ besticht etwa durch seine ondulierende Dynamikkurve inklusive entrückt psychedelischer Parts, das unheilvoll finstere ‚So Far Under‘ – ebenso bittersüß: die Power-Ballade ‚Maybe‘ – und das dreckige ‚Red Giant‘ drängen sich als Auskopplungen auf, und Jerry Cantrells minimalistischer (höre die effektiven Flanger-Sounds on ‚Fly‘) wie unfehlbarer Stil als Gitarrist macht ‚Never Fade‘ sowie den stampfenden Einton-Riffer ‚The One You Know‘ zu Glanzlichtern im Repertoire der Band.

Noch ein paar klug platzierte unverzerrte Parts und Tempo-Ausbrüche mehr hätten der Platte trotzdem gutgetan; so riecht sie irgendwie nach mürrischer Pflichterfüllung.

FAZIT: Nur bewährte, überraschungsarme Kost ist von einer Kapazität wie ALICE IN CHAINS viel zu wenig. Die Band gefällt sich auf "Mount Rainier" selbst in ihrer Verdrießlichkeit und hat dabei übersehen, dass unter Strich wenigstens eine handvoll Songs herauskommen müssen, die auch den Fan mitreißen, statt nur das eigene Ego oder Vertragsverpflichtungen zu befriedigen. Das Material sticht die Konkurrenz zwar immer noch aus, gehört aber nicht zu den Karrierehighlights dieser Legende. <img src="http://vg06.met.vgwort.de/na/78a7ab849b8c45d8bcc03dcb8678c5ac" width="1" height="1" alt="">

Punkte: 10/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 21.08.2018

Tracklist

  1. The One You Know (Video bei YouTube)
  2. Rainier Fog
  3. Red Giant
  4. Fly
  5. Drone
  6. Deaf Ears Blind Eyes
  7. Maybe
  8. So Far Under (Audio bei YouTube)
  9. Never Fade
  10. All I Am

Besetzung

Sonstiges

  • Label

    BMG

  • Spieldauer

    53:51

  • Erscheinungsdatum

    24.08.2018

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