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Art Against Agony: Shiva Appreciation Society

Stil: Progressive Metal

Cover: Art Against Agony: Shiva Appreciation Society

Während sich britische und US-amerikanische Instrumental-Bands aus dem breiteren Metal-Spektrum teilweise stattliche Anhängerschaften erarbeitet haben, fristen ähnliche Acts hierzulande ein Schattendasein, und zwar auf nationaler wie internationaler Ebene. ART AGAINST AGONY, die eingedenk ihres ausgeklügelten Images von jeher ein bestechendes Gesamtpaket bieten, wären einer der ersten deutschen Kandidaten, die weltweite Aufmerksamkeit verdient hätten.

Nach der "Russian Tales"-EP im Sommer 2017 reicht die gewollt mysteriöse Formation ein quantitativ erschöpfendes und qualitativ einmal mehr beeindruckendes Album ein, das sich ungefähr als Mischung aus düster experimenteller Konzeptkunst und dem Brutalo-Jazz von Panzerballett beschreiben lässt. Auf "Shiva Apprectiation Society" verschmelzen Djent-Mathematik, traditionelle Prog-Metal-Epik und themenbedingt orientalische Töne bzw. vermehrt perkussive Passagen zu einem abstrakten Soundtrack, bei dem es um mehr zu gehen scheint als die bloße Zurschaustellung von Virtuosität.

Das Album ist zuerst atmosphärisch dicht und dann ein Spektakel musikalischer Handwerkskunst. Die Band erzeugt Stimmungen und beeinflusst den Hörer suggestiv, statt ihn mittels plakativer Akrobatik staunen zu machen. Demgemäß drängt sich die Vertiefung in die Materie nicht nur auf, sondern ist zu deren vollständigem Verständnis unerlässlich.

Nichtsdestoweniger darf man sich natürlich auch einfach nur von den teils kurzen, teils ausufernden Stücken auf "Shiva Appreciation Society" unterhalten lassen. Langweilig wird es zwischen blitzsauberem Single-Note-Spiel (quasi mit Samthandschuhen auf der Hollowbody-Gitarre) und Tieflader-Riffs auf dem (Surf-)Griffbrett sieben- und vielleicht auch mehrsaitiger Gitarren schließlich nie.

Songs schreiben ART AGAINST AGONY selten im traditionellen Sinn. Ihre Kompositionen sind wie klassische Suiten (dazu braucht man nicht erst das Klavier-Wunder 'Emissary' zu hören) aufgebaut, also eher nicht nach dem Strophe-Refrain-Schema. So folgt das Material einem weiten Spannungsbogen, statt uns häppchenweise mitzureißen. Dabei bis zum Kern vorzustoßen ist zwar eine anstrengende Aufgabe, doch sie anzunehmen lohnt unbedingt.

FAZIT: Thinking Man's Metal, hier trifft dieser Begriff mal wieder zu. Das Quartett ART AGAINST AGONY bietet weit weg von allen Post-Klischees in Form seines vierten Langspielers "Shiva Appreciation Society" endlich zwingenden Stoff zum Erweitern der notgedrungen spärlichen Sammlung aller Hungerleider, die auf Gordian Knot, Spastik Ink oder Liquid Tension Experiment stehen. <img src="http://vg05.met.vgwort.de/na/4d2c9a7a194444ab92a7f4237c775fff" width="1" height="1" alt="">

Punkte: 11/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 29.09.2018

Tracklist

  1. Introduction
  2. Nothing To Declare!
  3. Nandi
  4. Katz
  5. Pumpkin Thief
  6. Emissary
  7. Feste
  8. Voerman Interlude
  9. Write A Word: THC
  10. Write A Sentence: The Headbanger’s Confusion
  11. Lemon Tree
  12. Hulullúlulu Pt. II
  13. House Built On Sand
  14. Queen’s Lullaby
  15. Coffee For The Queen
  16. Above The Clouds (feat. The_Sorcerer)

Besetzung

Sonstiges

  • Label

    SAOL

  • Spieldauer

    70:12

  • Erscheinungsdatum

    05.10.2018

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