Zu den jährlichen Auftritten in der Dorfkirche zu Repelen sowie deren Konservierung brauchen wir ja kein Wort mehr zu verlieren, es gab auf Musikreviews mehrere dezidierte Hinweise und Empfehlungen. Mit „Repelen Revisted“ geht es in die nächste Runde. Mit einer Nabelschau der besonderen Art. Beinhaltet das Album doch eher kurze Stücke der Proben und Konzerten aus den Jahren 2011 bis 2016. Gut, „kurz“ ist relativ, bedeutet dies immerhin Lauflängen bis elfeinhalb Minuten. Ist aber von den vierzig Minuten, die „Orange 2“ auf dem entsprechenden Farbenalbum dauert, ein gutes Stück weit entfernt.
Die Aufnahmen aus Repelen besaßen zuvor aber auch keine ausufernden Klangmeditationen, insofern reiht sich „Repelen Revisted“ passend ein. Und gibt gleich zu Beginn Raughi Ebert und Thomas Kagermann Gelegenheit Glanzpunkte zu setzen. Eberts akustische Gitarre und Kagermanns Violine bieten einen gekonnt stilisierten Kontrast zur dargebotenen elektronischen Musik. Das befeuert sich gegenseitig und so gehören die sieben Stücke zu den rhythmisch bewegtesten, die B,K&S bis dato aufgenommen haben.
Die Musik ist im Fluss und besitzt den großen Atem, der B,K& S auszeichnet, bewegt sich aber immer wieder Richtung akzentuierter Chill-Out-Klänge und sogar smoothem Lounge-Jazz mit digitalisiertem Saxophoneinsatz. Oder wie bei „The Electric Chess“ mit einer akzentuiert und gefühlvoll eingesetzten E-Gitarre. Wenn die Akustikgitarre im Zentrum steht, gesellt sich spanische Folklore und im Verbund mit der Violine eine gehörige Portion Fernweh hinzu. Kristalline Momente treffen auf kernige Basslinien und elektronische Drums, die die entsprechenden Tracks konturieren und vorantreiben.
Die stilisierte Flöte auf dem seltsamerweise am wenigsten groovenden Stück „Repelen Groove“ ist verzeihlich, wäre aber nicht unbedingt nötig gewesen. Das digitale Piano in dieser kleinen, entrückten Studie mit peripherer Stimmbegleitung überzeugt mehr. Das mindert die Stimmigkeit des siebenteiligen Streifzugs durch die Jahre aber nicht. Mit „Repelen Revisted“ ist BROEKHUIS, KELLER & SCHÖNWÄLDER wieder eine atmosphärische Stunde elektronischer Musik, plus Erweiterung, gelungen, die trotz der weitgehend kontemplativen Stimmung keine Sekunde langweilt und süßlichen Esoterikschmus vermeidet.
FAZIT: Musik zwischen Trance und Traumreise. Zum Versinken schön.
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Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 26.04.2018
Raughi Ebert
Bas Broekhuis, Detlef Keller, Mario Schönwälder
Bas Broekhuis
Thomas Kagermann (violin), Bas Broekhuis, Detlef Keller, Mario Schönwälder
Manikin Records
64:21
09.03.2018