Aktuell machen DER BLUTHARSCH AND THE INFINITE CHURCH OF THE LEADING HAND wieder einmal im tiefsten Untergrund von sich reden, weil sie ihre Zusammenarbeit mit den ungleich bekannteren Amerikanern WHITE HILLS in Form des Drei-Trackers "Desire" fortsetzen. Die uns vorliegende Scheibe aus dem inflationär hohen kreativen Ausstoß der Formation um Albin Julius gestaltet sich jedoch stilistisch farbenfroher und ist näher am in den letzten Jahren etablierten Stil des zum Hippie konvertierten Martial-Industrial-"Bösewichts" angesiedelt.
Die Österreicher mögen also nach wie vor den Krautrock von Amon Düül II, verschmelzen ihn mit rein geräuschvollen Ambient-Parts und Elektronik der Berliner Schule, nicht zu vergessen Gitarren-Knarzen aus der Drone-Ecke von EARTH. Hinzu kommen vordergründige Post-Punk-Bässe und monotone, teilweise synthetischen Beats, die sich mit dem ganzen Rast zu einem meditativen, aber durchaus eingängigen Ganzen vereinen.
Julius greift diesmal sogarein Stück weit in die Vergangenheit seines Schaffens zurück - lies: Neofolk sowie Industrial und damit zwei Stilrichtungen, die zunächst einmal wenig mit altem Prog und Psych zu tun haben. Nichtsdestoweniger handelt es sich bei "What Makes Us Pray" nach verhältnismäßig experimentellem Stoff (den „Wolvenest Sessions“ und „Sucht & Ordnung“) wieder um ein eher etatmäßiges Album von DER BLUTHARSCH AND THE INFINITE CHURCH OF THE LEADING HAND.
In diesem Sinne lässt sich die Scheibe als Fortsetzung des eigentlichen Vorgängers „Joyride“ begreifen, halb Soundtrack und halb klassische Lieder-Platte. Letzteres verdeutlichen das fast Americana-mäßige 'El Ocaso', das kompakte wie forsche'You Bring Low' und das rockige 'Land Of Free', wohingegen der Mantra-artige Longtrack 'Shine' erstere Behauptung unterfüttert.
Unter den inflationär vielen Veröffentlichung von Albin Julius und Co. sticht diese hier deutlich hervor.
FAZIT: DER BLUTHARSCH AND THE INFINITE CHURCH OF THE LEADING HAND gefallen auf "What Makes Us Pray" erneut durch eine ihresgleihen suchende Stilvielfalt, die wirklich mehrheitsfähig wäre, würde das Kollektiv seine Ideen zu ausnahmslos kompakten Stücken verdichten. Stattdessen legen sie jedoch ein weiteres Album voller klanglicher Abstraktionen vor - komplett mit Streicher-Sounds, löblich präsentem Bass und dramatisch hochschraubender Anmutung -, das lange fesselt, wenn man sich darauf einlässt. <img src="http://vg06.met.vgwort.de/na/91a51d4c9d9646d6a2d6a22ab4d8ea3e" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 28.01.2018
WKN
55:32
05.01.2018