Nach zwölf Jahren scheint bei DIE DORKS ein bisschen die Luft raus zu sein. Jedenfalls tut sich die bayrische Band derzeit eher durch medienwirksamen Aktionismus gegen die Alternative und traditionelle Rechte hervor als mit zwingendem Deutschpunk, für den sie bislang bekannt gewesen ist.
"Der Arsch auf deinem Plattenteller" wartet zuerst mit einer Menge markiger Sprüche und (selbst-)ironischer Phrasen auf; die Musik spielt offensichtlich nur die zweite Geige, denn abgesehen von aneinandergereihten Genre-Manierismen, die man schneller durchschaut als die kaum minder abgeschmackten Texte, hat die Scheibe wenig zu bieten. Das Sextett spielt freilich nach wie vor erfreulich zackig auf und trägt seine Metal- respektive Hardcore-Einflüsse keineswegs verlegen hinterm Rücken bei sich, bloß dass sich die seine Masche recht schnell abnutzt.
Ungeachtet dessen gehen DIE DORKS mit blöden Witze u.a. über korpulente Menschen ('Zu fett für deine Lederjacke' - immerhin mit der coolen Sau Wölfi von Die Kassierer) hausieren, die spätestens seit ihrem vor-vorletzten Longplayer „Tyrannoplauzus Fett“ den Gähnreflex anregen, teilen einseitig gegen die Musikbranche aus, was den Zugang für Zeitgenossen, die sich nicht von Szene-Konventionen vereinnahmen lassen, gewiss nicht erleichtert.
16 Stücke sind bei zu wenig Variation einfach zu viel, und das ständige Geätze nervt einfach. Punk schön und gut, aber kategorisch "dagegen" zu sein ist viel einfacher, als sich ausnahmsweise einmal für diese oder jene Sache stark zu machen, ganz zu schweigen von der Sinnhaftigkeit, bei all der Kritik auch wägbare Lösungsansätze zu bieten. Klar, DIE DORKS sind keine Diskurs-Band, doch wer austeilt, sollte auch einstecken können.
FAZIT: Deutschpunk, quo vadis? Über ihre unbestreitbaren musikalischen Vorzüge hinaus (gesunde Härte bzw. Energie, überdurchschnittlich verspielte Performance) sitzen DIE DORKS mit "Der Arsch auf deinem Plattenteller" in scheinbar auswegloser Sippenhaft - unkonstruktiv anti und so nihilistisch zynisch, dass es wirklich schmerzt. Sollte dies das neue "no future" sein, wirkt es viel unangenehmer als das naive alte, nachdem die Szene nicht erst gestern ihrer Unschuld beraubt wurde.
Punkte: 7/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 07.10.2018
Core Tex / Cargo
49:34
05.10.2018