Dass Bands, die seit mittlerweile 10 Jahren aktiv sind, ihre musikalische Ausrichtung längst gefunden haben, nimmt man eigentlich als gegeben an. Bei DON BROCO sieht die Sache allerdings anders aus. Mit ihrem dritten Longplayer „Technology“ liefern die Briten viel mehr als einen Hybrid der ersten beiden Alben. Man bricht musikalisch zu neuen Ufern auf und stiehlt sich aus der eigenen Komfortzone weg, in der es sich die Band auf Dauer hätte gemütlich machen können. Herausgekommen ist dabei ein 16-Track Opus, das den Hörer auf einen wilden Ritt durch Alternative Rock, Nu Metal, Post Hardcore und sogar Pop und Funk mitnimmt. Wer sich auf dieses Abenteuer einlässt, findet sich auf einer Schatzinsel wieder, auf der es an jeder Ecke ein neues Kleinod zu heben gibt.
Auf „Technology“ zeigen DON BROCO die gesamte Bandbreite ihrer Schaffenskraft, wobei das Spektrum zwischen Pop, Funk, Rock und Metal vollständig ausgelotet wird. Nichts ist so wie auf den beiden vorangegangenen Alben „Priorities“ (2012) und „Automatic“ (2015). Dies könnte Fans der ersten Stunde verschrecken, denn mit „Easy Listening“ hat „Technology“ tatsächlich nichts zu tun.
Das Werk strotzt nur so vor grandiosen Einfällen und wirkt, als ob sich DON BROCO gerade neu erfunden hätten. Rob Damianis Gesang klingt besser als je zuvor und die Experimentierfreudigkeit der Band belohnt den Hörer mit überraschenden Wendungen, hämmernden Funk-Basslines, die für sich genommen schon Hitpotential haben, Stakkato-Gitarren, Falsettgesang á la PRINCE und stadiontauglichen Hymnen, die sofort im Ohr bleiben.
<a href="https://www.vevo.com/watch/don-broco/technology/DEKG71700167" rel="nofollow">„Technology“</a>, ein Song über den täglichen Social-Media-Wahnsinn und „Stay Ignorant“, der Fake-News thematisiert, eröffnen als Einheit, weil ineinander übergehend, den Reigen.
<a href="https://www.youtube.com/watch?v=Yc8VGHTlKts" rel="nofollow">„Come Out To L.A.“</a> liefert den nächsten Ohrwurm mit Cockney-artigem Intro, Screamo-Part und allerlei weiteren unerwarteten Wendungen. Sehenswert auch das dazugehörige Video, eine Terminator-Persiflage.
„Blood In The Water“ ist für mich eine Art Signature-Track des Albums. Gestartet wird mit Funk-Gitarren und sparsam instrumentierter Strophe, die dann in einen Metal-Chorus übergeht, der aber von Damiani im Falsett gesungen wird, untermalt von pumpenden Gitarrenriffs, die in den Bassfiguren widerhallen. Fantastisch.
Ruhigere Töne bedient „The Blues“, ein Song mit hypnotischer Wirkung, der wiederum vom Falsettgesang Damianis in der Strophe lebt, um dann in einen Chorus mit hohem Spaßfaktor zu münden.
„Tightrope“, „Porkies“ und „T-Shirt Song“ sind weitere Highlights auf einem Album, das keinen Platz für Filler hat. Produziert wurde das Werk im Übrigen von Dan Lancaster, der schon für BLINK 182, GOOD CHARLOTTE und BRING ME THE HORIZON gearbeitet hat.
FAZIT: DON BROCO liefern mit „Technology“ das bisherige Highlight ihrer Karriere ab. Mit Einflüssen aus Rock, Pop, Funk und Metal steht der neue Longplayer völlig eigenständig und einmalig da. Jeder der 16 Titel des Albums überrascht auf seine ganz eigene Art und hat das Zeug zum Chartbreaker. Den vier Jungs aus Bedford (Running Gag auf dem Album: „Where´s Bedford?“) ist es mit diesem Werk gelungen, sich vollständig neu zu positionieren und ausgetretene Pfade zu verlassen. Der Versuch allein hätte schon großen Respekt verdient, das Ergebnis aber ist einfach umwerfend.
Punkte: 14/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 06.03.2018
Tom Doyle
Rob Damiani
Simon Delaney
Matt Donnelly
Sharptone Records Inc./Warner
59:42
02.02.2018