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Reviews

Downriver Dead Men Go: Departures

Stil: Ambient / Progressive Rock / Soundtrack

Cover: Downriver Dead Men Go: Departures

Was diese Niederländer "Post Prog" nennen, speist sich im Kontext Art Rock aus der Genre-fremden Vergangenheit der Mitglieder. Ursprünglich handelte es sich bei DOWNRIVER DEAD MEN GO um einen Ableger der Alternative-Combo Caitlin, doch spätestens seit "Tides", dem Vorläufer dieses Albums, verhindert der verkopft konzeptionelle Hintergrund das Schreiben von Songs im eigentlichen Sinn.

Textliche Nichtigkeiten vom Ertrinken und allseitiger Orientierungslosigkeit seien Gerrit Koekebakker gestattet im Rahmen der ganz egoistischen Seelenarbeit gestattet, die er mit dieser Platte leistet, doch dabei sollte er in Kauf nehmen, dass das, was ihm zur Heilung gereicht, nicht beim Hörer ankommt. Dieses Gespinst aus synthetischen Streicher, verhallten Gitarren und ökonomisch aufspielender Rhythmusgruppe (oft haben Bass und Schlagzeug völlige Sendepause) steht Mariusz Dudas Lunatic Soul oder Gazpacho sehr nahe, wenngleich Pink Floyd in jener Phase, da Roger Waters das Zepter der Gruppe schwang (höre 'Mother'), die Hauptinspiration für die Ausrichtung des Projekts gewesen sein dürften.

Die redundanten Ambient- oder Geräuschparts häufen sich bemerkenswerterweise nicht wie erwartet während des 14-minütigen 'Home', das als sich konstant hochschraubender Post-Rock-Entwurf zu Recht im Brennpunkt des Longplayers steht, sondern in den kürzeren Tracks. Sie dämpfen den durchwachsenen Eindruck zusätzlich, den die Kompositionen hinterlassen. Das Album zeichnet sich ansonsten durch eine wunderbar aufgeräumte Produktion aus, in die man sich insbesondere unterm Kopfhörer fallenlassen kann, doch wie gesagt: zur Ruhe wird man kaum kommen, ja nicht einmal Läuterung wovon auch immer erleben. Das haben die mittlerweile unter ähnlichen Symptomen krankenden Anathema DOWNRIVER DEAD MEN GO noch voraus.

"Departures" wirkt in seiner Gesamtheit zurückgelehnt, aber nicht entspannt, sondern wenn auch nicht völlig unbequem daliegend, so doch auf jeden Fall leicht nervös - irgendwo zwischen Resignation und Lauerstellung für den Fall, dass etwas Schlimmes geschieht und man sich doch noch gegen wen oder was auch immer zur Wehr setzen muss. Paranoid? Vielleicht. Introvertiert bis zum Gehtnichtmehr? Definitiv. Ein Film, zu dem sich das Ganze als Soundtrack eignen würde, wäre eine klaustrophobische Arthouse-Geschichte …

FAZIT: Verlust als Leitmotiv hin, kunstvolles Klanggewebe her - "Departures" fehlt es schlicht an Aussagekraft, weil DOWNRIVER DEAD MEN GO vor lauter Innerlichkeit nicht aus den Puschen kommen. Das Album verbreitet irgendwie unkonstruktive Traurigkeit, die nicht durch Musik überwunden, sondern verstärkt wird. Hoffen wir, dass das Komponieren und Aufnehmen zumindest den Schöpfern über ihre Wehen hinweggeholfen hat. <img src="http://vg06.met.vgwort.de/na/5e7e083cb64f4fa0acaf7f8051eac7dc" width="1" height="1" alt="">

Punkte: 8/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 25.03.2018

Tracklist

  1. Lamentation
  2. Mother
  3. Loneliest of Creatures
  4. Prison Walls
  5. Home
  6. Uncertainty
  7. Departure
  8. Familiar Face
  9. To Have and to Hold

Besetzung

Sonstiges

  • Label

    Freia

  • Spieldauer

    68:54

  • Erscheinungsdatum

    02.03.2018

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