"Alamort" ist eigentlich ein Album zum Liebgewinnen, bloß liegt genau dort der Hase im Pfeffer, wenn es um Punkbands geht, und eine solche sind DUCKING PUNCHES eben. Um die fortschreitende Weiterentwicklung der Band gutheißen zu können, braucht man ein Faible für Emocore, und dieser stammt in ihrem Fall nicht immer aus der ganz alten Schule, sondern auch von der Klischees reitenden White-Trash-Generation jüngerer Jahre.
Zusammenfassen könnte man "Alamort" mit dem Etikett "US-Melodic-Punk ohne Happiness", also eher die wehmütige Schiene von Bad Religion zu besten Zeiten, Templeton Pek oder - um in Europa zu bleiben - Atlas Losing Grip, die letzteren beiden allerdings ohne kämpferisches Moment, denn was auf "Alamort" geboten wird, ist schon recht labbrig. Selbst Hot Water Music, die musikalisch beileibe keine harten Kerle sind beweisen mehr Biss als DUCKING PUNCHES im Jahr 2018.
Wo die Band dank ihrer Herkunft, dem britischen Norwich, ein paar zünftige Anspielungen auf 1977 einbauen oder selbst folkige Anwandlungen geltend machen könnte, bemüht sie sich um einen US-amerikanischen Duktus, den sie dann auch so authentisch vermittelt, dass es unangenehm wird. Die Texte scheinen auf Mittelklassekids der Vereinigten Staaten gebürstet zu sein, handeln sie doch vor allem von Abhängigkeit (sei es von Substanzen oder personell), Entgrenzung und Entfremdung von der Masse, also typischen Problemen insbesondere pubertierender Söhne aus soliden Verhältnissen.
Lassen wir die Sozialstudie aber bleiben, widmen wir uns stattdessen der Musik an sich. Hört man über die Texte hinweg, kann man wie beschrieben "Spaß" an DUCKING PUNCHES haben, zumal insbesondere die Tracks 'The club with no name' und 'Sobriety', den die Gruppe klugerweise im Vorfeld ausgekoppelt hat, zumindest leichte Kanten aufweisen. Dennoch: Ein eindeutiges Jahr zur eigenen Herkunft und Identität wäre dringend angebracht.
FAZIT: DUCKING PUNCHES scheinen am falschen Ort und zur falschen Zeit geboren worden zu sein. Statt The Clash oder Sex Pistols regieren auf "Alamorte" schaumgebremste Jimmy Eat World und Thursday. Da greift man eindeutig lieber zu einem Klassiker von Quicksand oder Fugazi, denn auch wenn diese beiden Emo mit lostraten, waren/sind sie jederzeit kerniger (gewesen) als das hier.
Punkte: 6/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 16.02.2018
Xtra Mile / Indigo
38:06
02.02.2018