Schlagzeuger Fred Mika hat die Melodic-Rock-Combo Sunroad gegründet, aber in jüngerer Zeit auch eine Solokarriere gestartet, und um diese auf möglichst breiter Ebene publik zu machen, wurden mehrere Szene-Prominente zur Aufnahme gebeten, konkret Carl Dixon, ein ausgemachter Underground-Held seit April Wine und spätestens Coney Hatch, Deutschlands AOR-"Großvater" Michael Voss (Mad Max, Casanova, MSG. und Phantom V), Label-Kollege Rod Marenna und Steph Honde von den Hollywood Monsters, der brasilianische Landsmann Tito Falaschi (u.a. Karma), Adellaides Daniel Vargas, Dogmans Haig Berberian und Mario Pastore, der ansonsten ebenfalls im Alleingang durch den Genre-Garten rockt.
Mikas Debüt bietet unter diesen Voraussetzungen das Erwartbare und keinen Deut mehr. Die Songs auf seinem Debüt als Solist ziehen alle für AOR bis Melodic Rock gängigen Register, ob nun spätere Rainbow anklingen wie während des Openers 'Wired In' - es ist bereits das kraftvollste Stück auf "Withdrawal Symptoms" -, auf Stadion-Hooks gesetzt wird (höre die lässige Hymne 'Sly Side Effect') oder mit 'Saints Spirits Slave Sinners' ins Balladen-Metier verwiesen wird.
Richtig tief in den Schmalztopf greift Mika jedoch zu keiner Zeit, nicht einmal mit dem unzweideutigen Schmachtfetzen 'First Day Without You', und das tut der Scheibe als Gesamtwerk sehr gut. Trotz mit fast 50 Minuten längerer Spielzeit (heutzutage viel Material in einem Stil, dessen Grenzen längst klar umrissen sind) legt "Withdrawal Symptoms" selbst im hinteren Drittel, wo es gerade bei Melodic-Rock-Platten oft hapert, wenige Abnutzungserscheinungen an den Tag.
Die Highlights sind mit dem "teutonischen" 'Artwork Nightmare' (Voss sei Dank) und dem beinahe metallischen 'Second Skin Arena' rasch ausgemacht, bevor Mika zum Schluss seinen Sunroad-Kollegen André Adonis ans Mikrofon bittet und mit einem Semi-Blues ('Miss Misery') überrascht.
FAZIT: So einfach kann's gehen. Trotz der unterschiedlichen Sänger ist "Withdrawal Symptoms" ein von vorn bis hinten schlüssiges Melodic-Rock-Album mit genügend Härte und Abwechslung an Bord, weshalb Fred Mika in den 1980ern vermutlich damit gen Weltraum abgehoben wäre. "Born too late", kann man da nur sagen, aber das ändert an der Güte der Scheibe rein gar nichts.
Punkte: 10/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 31.07.2018
Rock Company
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06.07.2018