Zurück

Reviews

Hot Boogie Chillun: 18 Reasons To Rock‘N‘Roll

Stil: Rockabilly

Cover: Hot Boogie Chillun: 18 Reasons To Rock‘N‘Roll

Im Milieu der Schmalztollen und Petticoats haben HOT BOOGIE CHILLUN seit ihrem 2005 erschienenen Album "15 Reasons To Rock‘N‘Roll" einen dicken Stein im Brett. BossHoss-Rädelsführer Sascha Vollmer, der auch Strippenzieher jener Band war/ist, hat die zum Kult avancierte Scheibe jetzt neu auflegen lassen und spendiert obendrein drei Bonustracks - ein idealer Anlass zu einer neuerlichen respektive erstmaligen Beschäftigung mit dem Material, wobei sich insbesondere solchen Hörern, die den Longplayer bereits kennen, eine Kernfrage aufdrängt: Ist er in der Tat so unverwüstlich, wie ihn die Szene bejubelt?

Fest steht, das dreifach "verlängerte" Album mit dem neuen Titel "18 Reasons To Rock‘N‘Roll" ist urtümlicher Rock`n`Roll durch und durch, so wie ihn selbst 13 Jahre später, da die Szene erheblichen Zuwachs erhalten hat, nur wenige Bands spielen (können), nämlich ohne Krampf und mit einer subjektiven emotionalen Bindung an den Sound, die in Hinblick auf Authentizität und Gefühlsvermittlung unbezahlbar ist. Im Gründungsjahr der Gruppe (1992) waren Blues-lastige Rockabilly-Sounds weltweit dünn gesät und in Ermanglung einer durchs Internet vereinfachten Vernetzung keine globale Szene vorhanden. In Berlin, wohin es das Kernduo zog, komplettierte mit Bassist Michael Frick ein Musiker die Besetzung, dessen "Hundehütte" sich als maßgebliche Zutat des Band-eigenen Sounds herausstellen sollte.

Die Jungs haben zudem Fleetwood Macs 'Oh Well' in ein akustisches Präzisionsgeschoss verwandelt und damit gezeigt, wie wandeltbar sie im gegebenen Rahmen sind. Dezente Wehmut schwingt in den meisten Stücken des Trios mit, selbstverständlich aber auch Lust am Leben, denn in den "Swingin' Sixties" wären die Auskopplungen 'I Wanna' und 'Send Me Your Love' vermutlich in diversen Charts gelandet - und das schaffen unkonstruktive Trauerklöße, die HOT BOOGIE CHILLUN nicht sind, schließlich niemals

BossHoss-Fans der ersten Stunde gehen sowieso steil hierauf, Unbedarfte sind herzlich eingeladen, die Scheibe überhaupt erst für sich zu entdecken. Das Schönste an diesem Re-Release ist vielleicht der Umstand, dass sich die Musiker wieder zusammengerauft haben und Konzerte geben, bei denen sich diese Songs endgültig für die Ewigkeit empfehlen werden. Live mitschneiden, Männer!

FAZIT: Seinerzeit schön und selten, also ein vielleicht hier und dort verklärtes Exotikum, heute endgültig ein Klassiker - HOT BOOGIE CHILLUN demonstrierten und demonstrieren mit dieser Wurzelbehandlung nicht nur die Relevanz des von außen oft als seichte Modeerscheinung wahrgenommenen Rockabilly-Revivals, sondern stellen mit drei zusätzlichen Tracks auch in Aussicht, wohin die Reise längerfristig noch führen könnte. Besser kann die Neuauflage eines alten Stücks Musik nicht in Szene setzen. <img src="http://vg06.met.vgwort.de/na/8f93c093bc4b4b6ca715a9147b55332d" width="1" height="1" alt="">

Punkte: 12/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 18.03.2018

Tracklist

  1. What Happened To Me
  2. Oh Well
  3. Triple Extroversion
  4. Pure
  5. Chickpulling Machine
  6. Boogie & Harmony
  7. Butterfly
  8. I Wanna
  9. Love And A 45
  10. Good Cooking
  11. Penetration
  12. Send Me Your Love
  13. Volcano
  14. Come On
  15. Widow Wimberly
  16. At Least I'll Try
  17. The One
  18. No One Will Ever Knows

Besetzung

Sonstiges

  • Label

    Internashville

  • Spieldauer

    57:44

  • Erscheinungsdatum

    02.03.2018

© Musikreviews.de