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Johnny Firebird: Wide Awake

Stil: Hardrock

Cover: Johnny Firebird: Wide Awake

Hut ab vor JOHNNY FIREBIRD. Wer die Band bislang als relativ eindimensionalen Abklatsch der vermeintlichen Rock-Revolution aus Skandinavien verstanden hat, woraus Ende der 90er bekanntlich doch nichts wurde, sieht sich beim Hören des vierten Albums der Band getäuscht. Sänger Schtifn (sic!) Firebird betont nicht nur dass der gesellschaftliche Ernst der Gegenwart Einzug in seine Texte erhalten hat, sondern führt neuerdings auch eine Truppe an, deren Facettenreichtum selbst im internationalen Vergleich etwas Ebenbürtiges sucht.

"Sick and Tired" bietet ein Dutzend liebevoll ausgerarbeiteter und dennoch unmittelbar unterhaltsamer Songs plus eine deutschsprachige Absage gegen braunes Gedankengut am Ende; diesen Bonustrack, betitelt 'Tritt in den Arsch', haben wir allerdings nicht vorliegen. Das Material deckt eine beachtliche stilistische Bandbreite ab, angefangen beim Besten, was australischer und britischer Pubrock Ende der 70er zu bieten hatten ('Loser') über 'Monkey Business', einen fast metallischen Knaller, der andererseits sehr anachronistisch swingt, zu Cheap-Trick-Hooks ('Much Too Long') und Glam-mäßigen Chöre ohne Tunten-Faktor ('Wannabe').

Allem gemein ist ungeachtet engagierter Texte jene ausgeprägte Party-Punk-Stimmung, für die man JOHNNY FIREBIRD bisher kannte. Davon zeugt schon der flotte Einstieg mit 'Reject and Deny' - quasi Psychopunch oder Backyard Babies light -, wohingegen die wütende Straßenhymne 'Fake News' eine deutlich andere Sprache spricht … genauso wie das sehnsüchtig nostalgische 'Too Late for Me', das wiederum sehr viel vom Pop Rock der 80er hat. Man sieht also, das Quintett lässt sich partout nicht in Schubladen stecken.

Das entspannte 'Did a Song' und das ähnlich sonnige 'Would You Say Hello' sind teils mit Hammondorgel verbrämmte Songs zum Spitzen der Ohren im Geist der späten Hellacopters. Das letzte Quäntchen Eleganz und Songwriting-Power fehlt JOHNNY FIREBIRD aber noch, um sozusagen als Deutschschweden durchzugehen.

FAZIT: Starke Komponisten, Gitarrenleads bis zum Abwinken, unkompliziert wirkende Singalongs, die man aber erst mal so unverkrampft schreiben und vor allem umsetzen muss - JOHNNY FIREBIRD stehen als traditionelle Straßenköter-Band am Zenit ihres Schaffens und kratzen bestimmt bald am Thron der in die Jahre gekommenen Vorreiter aus insbesondere Schweden. Bunter als diese sind sie bereits jetzt.

Punkte: 11/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 15.10.2018

Tracklist

  1. Reject and Deny
  2. Did a Song
  3. Monkey Business
  4. Would You Say Hello
  5. Fake News
  6. Too Late for Me
  7. Much Too Long
  8. Wannabe
  9. Sick and Tired
  10. Loser
  11. Hang in There
  12. Into the Sunlight

Besetzung

Sonstiges

  • Label

    Ghost Town Noize

  • Spieldauer

    40:59

  • Erscheinungsdatum

    19.10.2018

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