Auf seinem zweiten Album zeigt sich Matt Corby davon abgesehen, dass er sein Inneres wie die meisten Solokünstler auf sehr emotionale Weise nach außen kehrt, für einen am Lagerfeuer Gitarre spielenden Einzelkämpfer (im übertragenden Sinn, die sechs Saiten spielen hier nur eine untergeordnete Rolle) auch wiederholt überraschend heiter - vermutlich deshalb, weil man ernsten Angelegenheiten auch und gerade mit einem Augenzwinkern leichter habhaft werden kann.
Auf den immerhin fünf EPs, die dem Debüt ("Telluric") des Australiers vorausgingen, kann man heute noch hören, wie er ein Gleichgewicht zwischen glaubwürdiger Dramatik und leichtem Gemüt fand - und Gleichgewicht, dieses Schlagwort eignet sich trefflich als Leitmotiv für "Rainbow Valley". Hier hört man einen Musiker und vor allem Menschen, der in sich selbst ruht.
Der frischgebackene Vater mischt geradezu altertümliche Akustik-Nummern wie das eröffnende 'Light My Dart Up' im Fahrwasser früher US-Folk-Barden mit gewieft instrumentierten Poppern wie der Single 'No Ordinary Life' (Neo-Soul mit nervösen Beats, bei denen jeder Drummer mit der Zunge schnalzt). Allen Tracks gemein ist: Es handelt sich um Leisetreter mit nahbaren Texten, in denen sich jeder wiederfinden kann, ohne dass man ihrem Verfasser vorwerfen müsste, sich Otto Normal entsprechend auf "middle of the road"-Glatteis zu begeben.
Nein, "Rainbow Valley" versöhnt musikalischen Anspruch mit inhaltlicher Tiefe und dem, was nachhaltige Musik letztlich vor allem ausmacht - Melodie und Emotion. 'Get With the Times' könnte auch von einem jüngeren Prince-Album stammen und lädt genauso wie das regelrecht euphorische 'New Day Coming" zum ruhigen Tanz ein, 'Miracle Love' ist die fast obligatorische Gänsehaut-Ballade, und das Titelstück ist auf seine entrückten Art sogar so etwas wie Psychedelic für die breite Masse. Ein origineller wie stimmiger Crossover.
FAZIT: "Rainbow Valley" strahlt in seiner Gesamtheit etwas Feudales aus und geht trotzdem nahe. Pastorale und urbane Klänge vermählen sich zu einem sehr singbaren Zwitter, der so klingt, als habe D'Angelo zu viel Simon & Garfunkel gehört. Dabei nimmt Matt Corby seine Hörer derart herzlich in die Arme, dass man dieses Regenbogental so schnell nicht verlassen möchte. <img src="http://vg06.met.vgwort.de/na/cfbb4acbfa854023bd5e65807395b2e2" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 28.11.2018
Warner
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23.11.2018