Euch reißen im Moment Tengil mit „shouldhavebeens“ ungemein mit und ihr braucht mehr? Na, greift zu den Dänen MØL aus Aarhus, die den gefühlten Überschwang ihrer augenscheinlichen Brüder im Geiste in ein ähnliches, aber ruppigeres Klangkorsett pressen.
„Jord“ bietet oft rasendes Geschrammel mit dank Keyboard (oder sind es vor die Gitarren geschaltete Effekt-Tretminen?) orchestraler Note, eine rockig druckvolle Produktion mit dennoch merklichem Hall, wie er gemeinhin beim Hämmern auf schwarzes Metall erzeugt wird, und vor allem durch ihre subtile Melodik bzw. schiere Energie in einem fort packende Songs. In ihren besonders harmonischen Phasen (‚Bruma‘, zugleich aber auch so erschütternd brutal wie kein anderer Track auf der Scheibe) verbirgt die Gruppe ihre Bewunderung für die Szene-Pioniere Alcest nicht im Geringsten, doch anders als so manche Kopie der Franzosen dort draußen entsteht nicht der Eindruck, die Skandinavier würden abkupfern.
Es ist eben nicht nur der Sound, der an „Jord“ gefällt, sondern die kompositorische Substanz des Materials an sich. Wenn man in ‚Ligament‘ sogar zaghafte Anspielungen auf stampfenden Hardcore zu hören glaubt, ist das vermutlich keine Einbildung, sondern ein weiterer Beleg dafür, dass Quasi-Black Metal für Menschen, die eigentlich gar keinen Black Metal hören, mittlerweile oft besser ist als die „reine Lehre“ selbst. Toller Newcomer, Punkt.
FAZIT: "Jord" versöhnt auf nahezu perfekte Art Herz und Bauch, Faust und Streichelhand, Blackgaze mit breitwandigem Post Rock und einer glaubwürdig vermittelten Hardcore-Wut, die MØL vom Start weg für höhere Weihen empfehlen. Die Songs des Albums weisen teilweise Ohrwurm-Qualitäten auf, ohne im Geringsten kalkuliert zu wirken, im Gegenteil. Von Anfang bis Ende bleibt die Spannung hoch, weshalb es die Gruppe in Zukunft schwerhaben wird, etwas Ebenbürtiges nachzureichen. Prognose? Ihr Stil wird sich ändern, oder sie stagniert auf diesem Niveau - doch darüber sprechen wir dann beim nächsten Mal … <img src="http://vg08.met.vgwort.de/na/2da08601a0e745f5bc405745859392b7" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 24.04.2018
Holy Roar
41:12
13.04.2018