Um es vorwegzunehmen: "Fugue" ist der aktuelle Überflieger im qualitativ durchweg hochwertigen Katalog der Franzosen LADLO - ein haarsträubend eindringlicher Bastard aus Black und Death Metal mit wohldosierten eingestreuten Elementen, die eine weniger hohen Eisengehalt aufweisen. MOONREICH platzieren sich mit diesem Album nach genau zehnjähriger Existenz im vorderen Viertel nicht nur der Szene ihres Landes, sondern auch dort auf einem exponierten Posten, wo die Zukunft extremer Musik gestaltet wird.
Dass die Scheibe im polnischen Studio Hertz (Vader, etc.) gemastert wurde, garantiert einen für die Ausrichtung der Gruppe notwendigerweise modern druckvollen Sound, der nur noch wenig mit dem der Mystik halber verwaschenen Klang vieler Szene-Acts gemein hat. MOONREICH folgen ihrem eigenen Kopf, und der dreht sich wiederholt auch in Richtung Post Rock bis Metal, wie insbesondere der zehnminütige zweite Teil des Titelstücks und der Abschlusstrack belegen.
Binden die Gitarristen Dissonanzen ein, denkt man überhaupt nicht an Nachbarn wie Blut Aus Nord oder Deathspell Omega, sondern an in ähnlichem Maße technisch beschlagene Gruppen an der Schnittstelle zwischen Schwarz und Tod; so erinnert etwa das rasende 'With open throat for way too long' in seiner präzisen Schärfe an Emperor zu "IX Equillibrium"-Zeiten. Am anderen Ende des Spektrums rangieren das eher schleppende 'Rarefaction' und die unverzerrten Passagen von 'The things behind the moon' als Belege dafür, dass der Fokus zum Ende hin gen Atmosphäre verschoben und das brutale Klangbild ein Stück weit aufgebrochen wird, ohne dass die Songs an Intensität einbüßen würden.
Dann wäre da noch das richtiggehend groovige 'Carry That Drought Cause I Have No Arms Anymore' und das mit seiner durchschnittlichen Länge eine Ausnahme bildende 'Heart symbolism' dessen fast rockige Parts zwischen gnadenlosem Trümmerbruch mit D-Beat-Note überraschen. Überhaupt Hardcore … Dort scheinen MOONREICH und speziell Frontmann Weddir so einige Impulse für ihr eigenes Schaffen zu finden, denn die Dringlichkeit des instrumentalen und gesanglichen Vortrags riecht erfreulich streng nach jüngeren Vertretern jener Zunft.
Die Kombination all dessen ist letztlich sehr eigenständig. MOONREICH adeln sich nicht durch verbissene Originalität, sondern über eine eigensinnige Verschmelzung vertrauter Stilmittel, um einen Feuersturm für die geschundene Seele zu entfachen. Läuternd, so lässt sich "Fugue" nämlich eventuell am besten mit einem Wort zusammenfassen.
FAZIT: Extremer Metal in all seinen Schattierungen und ein sicherer Platz unter den besten Alben des Jahres aus diesem Bereich. <img src="http://vg01.met.vgwort.de/na/075e434955704e81b3bf6ccd5b921be9" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 05.07.2018
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