Brisbane ist nicht bloß ein Live-Musik-Hotspot, mit der Stadt an Australiens Ostküste sind auch einige Größen des Musikgeschäfts in irgendeiner Form verbandelt - stilübergreifend seien die BEE GEES, REGURGITATOR, THE GRATES, die GO-BETWEENS sowie ED KUEPPER erwähnt. Oder eben POWDERFINGER!
Der ganz große internationale Durchbruch blieb dem Quintett aus Brisbane allerdings verwehrt, obschon es in den gut zwanzig Jahren seines Bestehens (1989-2010) immerhin sieben Studioalben einspielte. Vielleicht hatte das auch damit zu tun, dass die Band stilmäßig immer irgendwie wenig greifbar blieb – Rock? Power Pop? Alternative Rock? – und mit jedem neuen Album überraschte und verwirrte; POWDERFINGER war schwer einzuordnen, startete als Vertreter des Grunge und endete als Pop-Band.
Gerade dieser musikalische Wankelmut, die Suche nach Neuem und das Fabulieren machen nun allerdings ihr drittes Album zu etwas Besonderem: „Internationalist“ geriet zum vielschichtigsten und abwechslungsreichsten Album von POWDERFINGER.
Die fünf Aussies stolpern instrumental förmlich in den ersten Song hinein und sorgen mit „Hindley Street“, der Reminiszenz an eine Straße in Adelaide, für einen federleichten Einstieg ins Album. Darauf gibt die Band wechselweise richtig Gas, vermag ganz ordentlich zu rocken („Belter“, „Good-Day Ray“), schaltet dann aber auch mal ein paar Gänge zurück, wie zum Beispiel im hymnisch davonschwebenden „The Day You Come“ oder im akustischen „Trading Places“.
Wer sich auf das ganze Album einlässt, bekommt neben sägenden Gitarren und druckvollen Drums zwischendurch auch Brandungsrauschen, Streich- oder Blasinstrumente zu hören. Letztere verleihen dem Song „Celebrity Head“ über einem treibenden Beat mächtig zusätzlichen Druck – „I just can’t believe it, don’t you know who I am?“
FAZIT: POWDERFINGERS „Internationalist“ ist eher Compilation als Album, da die dreizehn Songs kein Ganzes bilden. Weil die Truppe aus Brisbane aber ein Feuerwerk an Ideen zündet und auch in der Lage ist, diese musikalisch umzusetzen, ist „Internationalist“ trotzdem POWDERFINGERS bestes Album.
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 15.08.2018
John Collins
Bernard Fanning
Ian Haug
Darren Middleton
Jon Coghill
Polydor Records Australia
45:22
07.09.1998