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Reviews

Riverside: Wasteland

Stil: Progressive Rock / Metal

Cover: Riverside: Wasteland

Man muss sich immer auf mehreren Ebenen mit der Musik von RIVERSIDE beschäftigen, sonst entgeht einem ihre tiefere Bedeutung, und die beschränkt sich in Bezug auf „Wasteland“ wahrlich nicht nur auf das umgedrehte L im Titel als Anspielung darauf, dass es sich um das siebte Album der Polen handelt; schließlich verarbeitet Bandkopf Mariusz Duda in den neuen Songs nicht nur den Tod von Gitarrist Piotr Grudzi?ski.

Der Sänger und Bassist versetzte sich in eine apokalyptische Nachkriegssituation, in der einem praktisch nichts anderes übrigbleibt als ein Neubeginn. Als Blaupause dazu diente ihm u.a. Cormac McCarthys Roman "The Road" bzw. dessen Verfilmung, was sich in leichten Country-Einflüssen wie im Titelstück niedergeschlagen hat. Ansonsten bekommt man aber mehr oder weniger traditionelle RIVERSIDE geboten, bloß dass die Marschroute eher wieder zurück zu den ersten zwei, drei Alben der Band führt.

Schon der zwischen schroff und melodisch pendelnde Einstieg 'Acid Rain' verdeutlicht eine neuerdings wieder härtere Stoßrichtung. Duda griff selbst zu diversen Gitarren, als er die Stücke schrieb, und erfand so teils eine Version von RIVERSIDE, die schneller auf den Punkt kommt denn je, berief sich aber teils auch umso konsequenter auf für die Gruppe allgemeingültige Tugenden.

Emotionalität war immer das A und O bei ihr, und was könnte auf einem Album, das sich mit Finalität bzw. Vergänglichkeit auseinandersetzt, näher liegen als eine balladenhafte Ausrichtung wie in 'Guardian Angel'; selbst in den heavier angelegten Tracks bauen RIVERSIDE Ruhepole ein, was "Wasteland" aufgrund seiner Kompaktheit dynamischer wirkt als frühere Longplayer. "Ich habe drei Monate später meinen Vater verloren", erklärt Duddazu, "dann beging ein guter Freund Selbstmord, und ein andere starb ebenfalls. All das löste eine Kettenreaktion aus, weswegen ich so viele Songs schrieb. Sobald wir mit der Arbeit an „Wasteland“ anfingen, war sie gar nicht so schwierig, wie wir gedacht hatten. Piotr begleitete uns gewissermaßen dabei und hat uns positiv inspiriert. Das Album entstand zu einem Zeitpunkt, als ich schon wieder mit beiden Beinen im Leben stand."

So ist die Scheibe letztlich kein einziger Trauerkloß, sondern versprüht auch immer wieder Hoffnung. In dieser Hinsicht hat sich also ebenfalls nicht viel geändert bei RIVERSIDE; so tragisch der Tod ihres Gitarristen auch ist, darf man aufatmen, denn die Musik hat nicht darunter gelitten, im Gegenteil.

"Letzten Endes geht es auch auf „Wasteland“ um meine alten Lieblingsthemen Selbstfindung und Sinnsuche …"

FAZIT: RIVERSIDE auf der Höhe ihres Schaffens und sogar ein Stück weit neu erfunden ergibt einmal mehr niveauvollen Progressive Rock (diesmal wieder mit mehr Metal), wie er zeitgemäßer nicht sein könnte … gerade auch mit Spitzen gegen den polnischen Katholizismus wie in ‚The Veil Of Tears‘. <img src="http://vg05.met.vgwort.de/na/98e2776e70704429a9a297e5984cd99f" width="1" height="1" alt="">

Punkte: 12/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 27.09.2018

Tracklist

  1. The Day After
  2. Acid Rain
  3. Vale Of Tears
  4. Guardian Angel
  5. Lament
  6. The Struggle For Survival
  7. River Down Below
  8. Wasteland
  9. The Night Before

Besetzung

Sonstiges

  • Label

    Inside Out / Sony

  • Spieldauer

    50:49

  • Erscheinungsdatum

    28.09.2018

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