Er ist ein belgisches Folk-Urgestein, das auch in bunten Kräutergärtchen, unheilschwangeren Psyche-Stübchen und folkloristischen Weltmusik-Läden oder versifften Blues-Schuppen seine Gitarre rausholt und die charismatische Stimme erhebt – dieser ROLAND VAN CAMPENHOUT. Echter Kult auf Belgisch eben, der noch dazu ein wenig wie ein Guru oder gar ROBERT WYATT aussieht, nach dem er und seine Musik oftmals auch tatsächlich klingt.
Und nun ist van Campenhout auf jeden Fall mit „Folksongs From A Non-Existing Land“ etwas Besonderes gelungen, nämlich ein abgefahren-schönes, verspielt-atmosphärisches Stückchen Musik, das hervorragend für den nächsten Soundtrack mit TITO & TARANTULA geeignet wäre, wenn die sich entschließen würden, „Spiel mir das Lied vom Tod“ neu vertonen und Mr. Morricone dabei rauskicken zu wollen.
Unglaublich, aber wirklich wahr, ist zugleich, dass dieser so herrlich bärtige Musik-Zausel doch tatsächlich auch eine Zeitlang festes Bandmitglied bei RORY GALLAGHER war.
Selbst ein ZAPPA würde sich wahrscheinlich – wenn er noch unter den Lebenden weilen würde – vor lauter Glück ein Ei abfreuen, denn er hätte für seine himmlische Rockkapelle mit dem bereits 73jährigen Belgier einen grandiosen CAPTAIN BEEFHEART-Ersatz gefunden. Doch dazu ist die Musik und van Campenhout natürlich noch viel zu lebendig.
ROLAND VAN CAMPENHOUT hat sich sogar seine komplett eigene Doppelfach-Schublade der Musik-Kategorisierung gebastelt und nennt sie mal „Mantra-Blues mit poetischen Versen“ oder mal „Elektronischen Voodoo-Swamp mit Haiku-Lyrik“.
Ein Musiker mit Sinn für abgefahrenen Humor, genauso wie für beißende Kritik, wie seine vier Texte auf „Folksongs From a Non-Existing Land“ anschaulich beweisen (Bestes Beispiel: „Lies For Sale“ - zum Glück sind alle Texte im dreifaltigen Digipak zu finden!), während sich die Instrumentals dazwischen mit flirrenden Kraut- und Weltmusik-Klängen breitmachen und manchmal eine fast hypnotische Wirkung hinterlassen. Das hat schon was, mit den Mantra- und den Voodoo-Musik-Geistern, die zwischen Belgien, wo das Album aufgenommen wurde, und Tokio, wo es gemischt wurde, hin- und herflatterten.
Auf dem das Album abschließenden mit einem langen Instrumental-Intro versehenen Longtrack „Smile From The Heart“ gibt es dann zu einer akustischen Gitarre sogar noch elektronische Spielereien, die an die ganz frühe Phase von TANGERINE DREAM erinnern, bis psychedelisch angehauchter, experimenteller Gesang unser Herz lächeln lässt, der in einen fast poppigen Refrain übergeht und uns ein noch breiteres herzliches Lächeln bis über beide so fein durch Campenhoust verwöhnte Ohren ins Gesicht zaubert und zum...
...FAZIT führt, dass „Folksongs From A Non-Existing Land“ eine kleine krautrockige Perle des belgischen Musiker-Ur-Gesteins ROLAND VAN CAMPENHOUT ist, welche sich in den universalen Psyche-Höhen eines CAPTAIN BEEFHEART, ROBERT WYATT und DR. JOHN erhebt und dort mindestens genauso hell leuchtet.
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 01.10.2018
Mirko Banovic
Roland Van Campenhout
Roland Van Campenhout, Frederic Segers, Pieter Jan de Smet
Teun Verbruggen
Nils de Caster (Mandoline, Violine), Roland Van Campenhout (Dulcimer, Electronics)
Meyer Records/Rough Trade
41:44
28.09.2018