Mit Gästen wie Ali Campbell (UB40), Chali 2na (Jurassic 5), G. Love, Yellowman und - ja, wirklich - Sly Dunbar (Sly & Robbie) dürfte das neunte Album der kalifornischen Neo-Reggae-Helden SLIGHTLY STOOPID zu einem kommerziellen Selbstläufer werden … obwohl Kyle McDonald und Mieles Doughty allein das Feld so souverän bestellt haben, wie man es von erfahrenen Veteranen egal auf welchem Feld erwarten darf.
Nach der instrumentalen Einleitung 'Glocks' ist 'Stay The Same' das erste Stück von drei (außerdem 'If You Want It' und 'Talk Too Much') mit dem Kollegen Don Carlos und ein Genre-Track mit einer Klangästhetik aus der alten Schule. Das Kernduo setzt einmal mehr auf Eingängigkeit und findet im Lauf der anderen Songs ein gesundes Gleichgewicht zwischen Tradition sowie zeitgenössischen Anwandlungen, die notwendig sind, um nach all den Jahren im rot-gelb-grünen Business relevant zu bleiben.
Wir reden hier schließlich von einem stilistisch sehr eng eingegrenzten Feld, aber SLIGHTLY STOOPID beweisen wiederholt, dass sie über ihren Tellerrand hinausschauen. Neben wie für den Live-Einsatz geschaffene Groover wie 'If You Want It' mit Alborosie und 'Too Late' schlägt zwar auch 'Higher Now' in jene leicht spirituelle Kerbe, für die mancher Reggae als New-Age-Quark verschmäht, doch insbesondere mit dem treibenden Bluesrock (!) von 'Everyday People' beweist sich das Septett als Gruppe multikulturell versierter Fusionisten.
Selbst in den Momenten, die gefällig sonnige Vibrations vermitteln - das nicht nur in Hinblick auf seinen Titel ganz klassische 'Livin’ in Babylon' mit Yellowman steht diesbezüglich beispielhaft da -, hört man "artfremde" Einflüsse, ob aus dem Mainstream-Pop oder Bläser-dominierten Jazz. In dieser Form bleiben SLIGHTLY STOOPID vermutlich weitere 20 Jahre relevant, falls ihre Zitierfreudigkeit nicht nachlässt; das belebende 'No One Stops Us Now' darf man durchaus als ausdrückliche Ansage für die Zukunft verstehen.
FAZIT: Traditions-Reggae mit Mut zum Genre-Hopping als erheblichem Mehrwert - Befeuert von Saxofon, Trompete und Posaune holen SLIGHTLY STOOPID weiterhin das Maximum an Klangfarben aus dem Sound, der dank oder zumindest wegen Bob Marley zu einem popkulturellen Phänomen mit zweifelhaftem Charakter wurde. Auf "Everyday Life, Everyday People" gibt es so viel mehr zu hören als die ewig gleiche Betonung auf der zwei im Takt, seien es Surf-Gitarren oder urbaner Funk, der ganz weit weg von Jamaikas Dancehalls gespielt wird … nicht nur in San Diego, der Heimat des Ensembles.
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 29.07.2018
Stoopid / Membran
46:08
13.07.2018