Als „Free Metal“ bezeichnet das Brüdertrio SONS OF SOUNDS ihre Musik. „Free“, weil so virtuos und leichtfüßig, dass Genres keine Rolle spielen? Oder „free“, weil es sich um ein eintopfartiges Gebräu von undefinierbarem Geschmack handelt? Sagen wir diplomatisch: Von beidem etwas.
Möchte man die Musik, die die Karlsruher auf ihrem vierten Album bieten, auf eine möglichst knappe Beschreibung zusammenkürzen, könnte man sagen: Melodischer Hardrock bzw. Heavy Metal mit angelegentlichen instrumentalen Wucherungen. Was im Opener „Into The Sun“ und auch fast permanent im Albumverlauf deutlich wird, ist, dass die Söhne der Geräusche ein hervorragendes Gespür für eingängige, frohlockende Refrains haben. Sänger und Bassist Roman tummelt sich bevorzugt in den oberen Registern und macht sich dort ganz ordentlich. Über die Essgewohnheiten des Trios ist mir nichts bekannt, wenn es aber ums Schreiben von Gesangsmelodien und Lyrics geht, schreckt die Band keineswegs vor Schmalz und Zucker zurück – was Romans Vortrag bisweilen etwas sehr üppig macht.
Und wer üppig isst, tut sich mit dem Rennen schwer: Wirklich schnelle und/oder aggressive Töne werden auf „Into the Sun“ nicht angeschlagen. Schwerfällig wirkt das Spiel der Band jedoch zu keiner Zeit: Angefangen beim Schlagzeugspiel vermittelt das Album durchgehend einen leichten, flüssigen Eindruck.
Flüssig, leider auch nicht selten eher plätschernd: Bei einer Spielzeit von fast 60 Minuten bleibt es nicht aus, sich zu fragen, ob diese Länge gerechtfertigt ist, oder ob hier nach dem Motto „viel hilft viel“ vorgegangen wurde. Leider scheint das sowohl auf Album-Ebene, als auch innerhalb der einzelnen Songs in der Tat ein Orientierungspunkt der Band gewesen zu sein: „One Sky“, „Cosmic Queen“ und „Going Home“ wirken als Härtefälle eines immer wieder aufscheinenden Problems zu fad, punkt- und ziellos, zu lange vor ihrem Ende auserzählt, um nicht besser noch einmal überdacht zu werden. Einige Songs, die zwar wie erwähnt unter anderem mit gloriosen Hooks von sich reden machen können, scheinen darüber hinaus auf unnötige Länge aufgeblasen. Womit? Mit bisweilen eher lauwarmen instrumentalen Interludien. Dies gilt <b>keineswegs</b> für alle derartigen (solistischen) Ausflüge, man höre sich beispielsweise „Illumination“ oder „Time Is Running Out“ (kein MUSE-Cover) an! Mehr als einmal wirken aber gerade Gitarrensoli recht unbehauen und unvermittelt, den Songaufbau nicht um ein zusätzliches Stockwerk, sondern lediglich um einen leerstehenden Wintergarten erweiternd.
Ungeachtet dessen bietet „Into the Sun“ aber durchaus sehr gelungene, sichtlich durchdachte Stücke, besonders hervorzuheben sind das ungewohnt (und relativ) hardrockig-rotzige „Illumination“, das überzeugend auf ein intensives Ende hinarbeitet, das sehr abwechslungsreiche „Blood of the Shamans“, sowie das Schlussstück (nach dem es auch keinen „Bonus Track“ mehr braucht) „Time Is Running Out“: Hier gelingt es den Gebrüdern Beselt ein wahrlich triumphales Finale zu basteln, das von fetter Riffarbeit und eindrücklichem Gesang getragen wird und als höchst gelungen und eigenständig in Erinnerung bleibt.
FAZIT: SONS OF SOUNDS bedienen mit ihrem vierten Werk erfolgreich alle, die beseelten Rock bzw. Heavy Metal mit großen Melodien mögen. Es gibt viel Gutes auf diesem Album – nur manchmal etwas zu viel davon.
Punkte: 10/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 19.04.2018
Roman Beselt
Roman Beselt, Wayne Beselt
Wayne Beselt
Hubert Beselt
Herbie Martin Music
58:51
15.09.2017