On the road again beziehungsweise auf einem Festival und im Jazzkeller. Auf jeden Fall Live und in funkelnder, ausufernder Retro-Jam-Psychedelic-Space-Krautrock-Seligkeit. Zweimal knapp achtzig Minuten SPACE DEBRIS, nur knapp beschnitten (die Bühnenansagen werden unsanft ausgeblendet), ohne das Langeweile aufkommt.
Das World Music Festival Loshausen ist so etwas wie das kleine Geschwisterchen der größeren Burg Herzbergh-Festivitäten, wo SPACE DEBRIS ja ebenfalls bereits auftraten. Also genau das richtige Pflaster für eine Jam-Session mit Stücken zwischen fünf und zwanzig Minuten. SPACE DEBRIS lassen’s laufen, das können sie, es gelingt dem Quartett immer eine ähnliche Melange zu kredenzen, die doch jedes Mal aufs Neue schmeckt. Diesmal mit Vroni Frisch am Bass, die sich hervorragend einfügt ins Geschehen und als vollwertiges Mitglied agiert. Wie zuvor schon Janni Schmidt, der im Jazzkeller auf der der Bonus-CD zu hören ist. Wie gewohnt liefert die Rhythmusabteilung eine kräftige Plattform, auf der sich Gitarre und Keyboard ausmehren dürfen. Orgel- und E-Piano-lastig entwirft Winnie Rimbach-Sator pulsierende Sequenzen, die zwischen kantigem Hardrock und einer feineren Jazzattitüde changieren. Er hält die Balance – mit größerem Rock-Anteil – ohne dass sich Brüche zeigen. Im Jazzkeller wildert er gar beim Reggae – und es passt.
Tommy Gorny hält an der Gitarre mit, von lässig bis treibend entwirft er großformatige Klangbilder, ganz SPACE DEBRIS-eigen, aber auch gerne als Reminiszenz an die jüngere Musikgeschichte gehört werden können. Das fließt, kommt auch mal ruppiger daher und gelegentlich gibt er seinem Affen ordentlich Zucker („Nodus“).
Während Rimbach-Sator beim Konzert der „Main-CD“ hauptsächlich und sehr effektiv Orgel und E-Piano spielt, frönt er im Jazzkeller Hofheim kleinen Experimenten und lässt auch Synthesizer zirpen, zischeln und ordentlich dudeln. Das macht Spaß, lockert die Atmosphäre noch einmal auf und führt unter anderem dazu, neben dem etwas offeneren Sound, dass die Bonus-CD das Hauptwerk ein klein wenig in den Schatten stellt. Wobei „Mountain Ultimate“ klanglich ebenfalls sehr wohlgeraten ist. Fast schon Pflichtprogramm, dass „Live at World Music Festival Loshausen“ auch auf Vinyl erscheint, während die „Spacedelic Odyssey“ als Kassette zu haben ist. Freakig wie sich das gehört.
FAZIT: „Mountain Ultimate“ zeigt SPACE DEBRIS einmal mehr in prächtiger Spiellaune. Abwechslungsreich, atmosphärisch und mit einem Bonus versehen, der natürlich lückenlos zum Hauptwerk stößt. SPACE DEBRIS können es unter freiem Himmel wie im Keller. Langeweile kommt nach all den Jahren und zahlreichen Veröffentlichungen nicht auf.
Käuflich auch via <a href="https://spacedebris.bandcamp.com/album/mountain-ultimate" rel="nofollow">Bandcamp</a> und <a href="https://www.green-brain-krautrock.de/SPACE-DEBRIS-Mountain-Ultimate-2-CD-Green-Brain-Breitklang_26832.html" rel="nofollow">HIER bei green brain</a> zu erwerben.
Erschienen auf www.musikreviews.de am 24.07.2018
Vroni Frisch (CD 1), Janni Schmitt (Bonus-CD)
Tommy Gorny
Winnie Rimbach Sator
Christian Jäger
Green-Brain/Breitklang
CD1: 70:03/CD2: 78:26
08.06.2018