„Science Fiction – a compendium of space soundtrax“ heißt das aktuelle, im Duo eingespielte Album SUN DIALs. Der Name ist Programm. Anflüge von Stoner Rock findet man nicht auf dem fast einstündigen Werk. Stattdessen ein Dutzend Tracks zwischen knapp drei und viereinhalb Minuten, ergänzt um die viertelstündige Bonusversion des Openers „Hangar 13“.
Gleich zu Beginn rifft John Carpenter im Weltall auf bedröhnte Krautrocker, um auf dem „Dark Star“ eine Sechziger-Jahre-Party mit Lavalampen und psychedelischer Lightshow abzufeiern. In Zeitlupe. Das ist hypnotischer Space Rock, der mit einfachen, gerne repetitiven Mittel ein Maximum an Atmosphäre aufbaut. Stücke, die eher Mario Bavas „Planet der Vampire“ mit seinen kunstvollen Pappkulissen und trippigen, kräftigen Farbspielen zieren könnten als den verregneten „Blade Runner“- Noir.
Die fiktiven „space soundtrax“ kommen keineswegs völlig abgehoben daher, könnten auch in der Endzeitfilm-Disco laufen („Space Travel“) oder schaurige Momente in deftigen Giallos musikalisch kommentieren („Space Alien“). Zwischendurch flirrt und zirpt es als würden Raumschiffkonsolen ein Eigenleben führen, doch behält die Musik nicht nur rhythmisch Bodenhaftung. Insgesamt sind die Klänge näher an percussiven Passagen aus der Berliner Schule als an HAWKWIND und ähnlich gelagertem Klientel verortet.
So erinnert explizit „Starwatchers“ an TANGERINE DREAM zu „Cyclone“-Zeiten. „Airlock“ ist hingegen ein kleines THE BEATLES treffen auf AMON DÜÜL II-Happening. Die lange Version von „Hangar 13“ besitzt tatsächlich einiges an Mehrwert und ist mehr als ein Wiederkäuen aufgeplusterter Grundstrukturen. Ramon und Scorpio nutzen die Verlängerung zur Ausformulierung der vorher entworfenen skizzenhaften Szenarien. Selbst akustische Gitarren und flötende Synthesizer kommen zum Einsatz. Halluzinogener Chill Out.
FAZIT: Stellenweise kreist die Musik etwas zu selbstverliebt um sich selbst, doch in seiner Gesamtheit ist „Science Fiction – a compendium of space soundtrax“ ein höchst stimmungsvoller und wohlgeratener Vertreter jener Zunft hypothetischer Soundtracks, zu denen man im eigenen Kopf Filme drehen kann. Space Is The Place … und die Limits setzt man selbst. Lohnende Entdeckungsreise.
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 10.07.2018
Scorpio
Gary Ramon
Gary Ramon, Scorpio
Sulatron Records/Broken Silence
55:40
01.06.2018