Vor ihrer Gründung 2014 betätigten sich die Mitglieder von THE HOWLING MUFFS in stilistisch unterschiedlich ausgerichteten Gruppen, was man ihrer aktuellen Musik auch stark anmerkt. "Genuine" möchten die Herren sein, doch das Album leidet unter für ein Langspieldebüt junger Menschen, die zunächst einmal alles auf einmal wollen, typischen Kinderkrankheiten.
Der zum Glück nicht allzu bunte Crossover der Band mutet verkrampft an, vor allem was die gewollt sexy daherkommenden Funk-beeinflussten Passagen betrifft, die sie immer wieder in ihre ersten Kompositionen einbauen. Dabei beruft sie sich auf Red Hot Chili Peppers zu deren Hochphase mit John Frusciante, erinnern aber eher an die nervösen ersten beiden Alben der Amerikaner, auf denen noch nicht alles Goldschallplatten-würdig war, was glänzte.
Kurz gesagt ist "Genuine" aufgrund der bemühten, verkopften Herangehensweise seiner Schöpfer sperrig und wirkt in sich gespalten. THE HOWLING MUFFS stehen hörbar auf neueren Psychedelic bis Stoner Rock und gehen mit den Stilelementen von dessen maßgeblichen Protagonisten noch am souveränsten um. So kommt es, dass man beispielsweise in 'Electric Illusion' oder während 'Sitting in the Fire' in Gedanken verschiedene Schaffensphasen von Josh Homme Revue passieren lässt, und zwar nicht nur Queens Of The Stone Age. Diese Komponente sollten die Herren aus dem österreichischen Grolzham weiter ausbauen, ihre generelle Jam-Freudigkeit hingegen reduzieren.
Schließlich erkennt man zwischendurch immer wieder, welch gute Songwriter hinter den Tracks stecken. Vor allem gegen Ende von "Genuine" häufen sich solche Nummern, zu denen auf jeder Szeneparty der sprichwörtliche Bär steppen dürfte … und die Texte, ja auch die verbreiten keinen provinziellen Alpenmief, wie ihn Klischeereiter vielleicht vorschnell unterstellen würden.
FAZIT: Dass THE HOWLING MUFFS bereits mehrere lokale Musikwettbewerbe für sich entschieden haben, kommt nicht von ungefähr. Die Instrumentalisten stellen höhere Ansprüche an sich selbst und pfeifen mitunter auf allgemeingültig gewordene Liedstrukturen, dürfen aber in Zukunft ger schneller auf den Punkt kommen als auf diesem ersten Album. Bis dahin ist "Genuine" ein rückwärtsgerichtetes Stück Alternative Rock, das auch angehende Musikschüler mögen könnten. <img src="http://vg06.met.vgwort.de/na/31962829b729472c8234697a207af502" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 9/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 10.10.2018
Sun King
65:46
05.10.2018