So plakativ, wie auf "Green Blood" nahezu sämtliche Irland-Klischees breitgetreten werden, so zügig lässt sich auch die Musik von THE O‘REILLYS AND THE PADDYHATS (gibt es derzeit einen ungelenkeren Bandnamen?) abhandeln. Zur Erklärung für all diejenigen, die das Septett noch nicht als Szenestars kennen, um eine herkömmliche Kombination aus Irish Folk und Punk, wie man sie vor allem, wenn auch nicht nur, aus dem US-amerikanischen Exil kennt … "File under Dropkick Murphys and similar artists" sozusagen.
THE O‘REILLYS AND THE PADDYHATS - sie avancierten übrigens mit dem Ohrwurm 'Barrels of Whiskey' zu einem YouTube-Phänomen, das viral im Sinne einer Ansteckungskrankheit wurde (und ähnlich lästig wirkt ihr aktuelles Album ebenfalls) - klingen allerdings erheblich glatter als ihre Bostoner Brüder im Geiste und haben offensichtlich auch viel Fiddler's Green oder Oysterband gehört. Dort wie bei ihnen begegnen einem kuriose Gestalten wie 'Greg O'Donovan' oder 'Roasie Lou', verpackt in melodisch nicht sonderlich raffiniert konzipierte Kompositionen mit einem jeweils arg vorhersehbaren Hook, das wenigstens kurzzeitig unterhält.
Der Lack blättert jedoch schon nach wenigen Durchläufen ab, weil man unter der mal kampflustigen mal liebreizenden sowie abwechselnd traurigen und euphorischen Oberfläche keine weiteren Schichten mehr entdeckt. So gesehen ist "Green Blood" vertonte Nicht-Ironie und darf als Klangtapete für den nächstbesten Pub verstanden werden. Tanzbare Tracks wie das Titelstück, das in puncto Härte leider ein Single-Dasein fristet (sonst geht es weitgehend unverzerrt zu) wirken nicht einmal erzwungen heiter, sondern entlarven das schlichte Gemüt von Frontmann Sean O'Reilly und seiner Truppe. Sie sind dermaßen überzeugt von ihrer Sache, dass sie nicht erkennen, wie bieder und abgedroschen die Musik ist, die sie machen.
FAZIT: Irish Folk fürs Wacken Open Air, über Gebühr poppig und stereotyp bis zum Gehtnichtmehr - Obwohl THE O‘REILLYS AND THE PADDYHATS tatsächlich ihren kulturellen und musikalischen Wurzeln entsprechend agieren, wirken sie unaufrichtig wie Schauspieler, die den geselligen, rauflustigen Iren lediglich darstellen. <img src="http://vg05.met.vgwort.de/na/9225dbfca1e9412db615c31d260faa59" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 7/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 23.09.2018
Metalville / Rough Trade
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28.09.2018