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Turbonegro: ROCKNROLL MACHINE

Stil: Punk'n'Roll

Cover: Turbonegro: ROCKNROLL MACHINE

Auch gut dreißig Jahre nach Bandgründung gelingt es TURBONEGRO immer noch zu polarisieren. Nicht, weil „ROCKNROLL MACHINE“ das wüsteste, dreckigste und härteste Stück Deathpunk ist, was derzeit kursiert, sondern eher aus dem genauen Gegenteil.

Keyboards („Keyboard-Flächen, wie man sie sonst nur von den grausamsten Prog-Platten kennt“, bemüht der humorlose Musik Express abgenudelte Klischees), Hymnen, knalliger Rock, der näher beim Fun-Punk angesiedelt ist als beim sarkastischen, tödlichen Gegenteil – das ist für manchen Kritiker und Hörer zu viel des Guten. Oder zu wenig („2018 ist Turbonegro turbomau.“ Plattentests.de gibt sich poetisch. Mit „ö“). Kann man so sehen, im dunklen, kalten Keller der Musikgeschichte, oder seinen Spaß haben an der ungehemmten Patchworkarbeit. Die rohe Kraft der STOOGES fehlt wohl, doch ansonsten wird munter und ansatzlos zwischen Zitat, Hommage und Parodie hin- und hergeswitcht.

Berührungsängste und Geschmacksgrenzen kennen TURBONEGRO auch 2018 nicht. Vom quietschigen, zwischen VAN HALEN und EUROPE (der 80er!) angesiedelten, Einsatz der Tasteninstrumente, über hymnisches AC/DC-Gepauke und mehr als deutliche Anleihen bei THE WHO, deren „Won’t get Fooled Again“ nahtlos in „Hot For Nietzsche“ eingebaut wird, bis zur, musikalisch nicht zwingenden, Verbeugung vor John Carpenter („John Carpenter Powder Ballad“ – nur zu Beginn gibt es leichte Anklänge an „Assault On Precinct 13“ und „Escape From New York“), wird herumposiert und Rock’n’Roll geschmettert, dass es eine Wonne ist.
„Bang Your Head Against The Wall“ geht als fast ernstgemeinter Tipp durch („Hurry Up & Die“) und zeigt, dass die Lyrics wieder von überkandidelter Beknacktheit sind.

Musikalisch wird meist gepflegt Gas gegeben, Extreme finden anderswo statt, gelegentlich wird das Tempo gedrosselt, und die Keyboards sorgen für ein flauschiges Ruhekissen. Das ist fast durchgehend von ansteckender Launigkeit – wenn man damit klarkommt, dass die Spielrichtung postmoderner Rock’n‘Roll, ergänzt um Punk, ist, und dem Begriff „postmodern“ der Ruch des Gestrigen anhaftet. Anders gesagt: Sollte „Family Guy“ Peter Griffin eine Band gründen, würde die vermutlich so klingen und auftreten wie TURBONEGRO 2018.

FAZIT: „ROCKNROLL MACHINE“ bietet knalligen, harten Rock, der mit Wonne durch die vergangenen Jahrzehnte turnt und sich besonders gerne bei den 80ern und 90ern des letzten Jahrhunderts bedient. Auch in musikalischen Abteilungen, um die man sonst lieber einen großen Bogen macht. Aber hey, das sind TURBONEGRO, die dürfen das.

Punkte: 10/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 23.02.2018

Tracklist

  1. SUITE: The Rock and Roll Machine
  2. Part I: Chrome Ozone Creation
  3. Part II: Well Hello
  4. Part III: RockNRollMachine
  5. Hurry Up & Die
  6. Fist City
  7. Skinhead Rock & Roll
  8. Hot For Nietzsche
  9. On the Rag
  10. Let the Punishment Fit the Behind
  11. John Carpenter Powder Ballad
  12. Special Education

Besetzung

  • Bass

    Happy-Tom

  • Gesang

    Tony Sylvester, Duke Of Nothing

  • Gitarre

    Rune Rebellion, Euroboy

  • Keys

    Crown Prince Haakon-Marius

  • Schlagzeug

    Tommy Manboy

Sonstiges

  • Label

    Burger Records/Redeye

  • Spieldauer

    35:27

  • Erscheinungsdatum

    02.02.2018

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