Indie Pop zum Hundertsten … Dies ähnlich wie "Alternative" alles und nichts sagende Stilbezeichnung verheißt in den meisten Fällen nichts Gutes, und wenn sich ein Newcomer aus Luxemburg damit hervortut, hofft man weniger auf einen "exotischen" Vertreter der Zunft, sondern befürchtet umso mehr eine zutiefst provinzielle Nullrunde.
Beim ersten Hören des Debüts von TUYS darf man aber zunächst einmal aufatmen: Hier saugt ein Haufen halber Kinder bereits gierig internationale Luft ein, denn "Swimming Youth" könnte in der Tat auch älteren Combos aus den Genre-Hochburgen Großbritannien und USA stammen. Die drei langjährigen und trotzdem noch sehr jungen Freunde Sam (Gesang/Gitarre), Tun (Gitarre), Yann (Bass) und Kay (Schlagzeug) stellen sich als versierte Komponisten und Player heraus, die genau zu wissen scheinen, was sie tun, auch wenn man ihnen andererseits kein Kalkül vorwerfen kann.
Statt ihre Songs nämlich am Reißbrett entworfen zu haben, sind sie teilweise auf Umwegen zum Ziel gelangt - was konkret heißt, dass TUYS im Rahmen recht simpler Pop-Arrangements überdurchschnittlich verspielt agieren, obgleich man nicht gleich von Prog oder dergleichen sprechen sollte. In jedem Fall hört man dem Material an, dass die Gruppe einige Erfahrung auf zahlreichen (Festival-)Bühnen gesammelt hat. Nach den beiden Singles 'People' und 'Carousel', mit denen das Trio mittelgroße Erfolge auf überregionaler Ebene gefeiert hat, steht die neue Auskopplung 'Belong' jenen beiden Hits in nichts nach. Sie stellt gemeinsam mit 'Talk', der vierten, sozusagen den Aufhänger für das gesamte Album dar und fasst zusammen, wovon sich der flotte Dreier beeinflussen lässt …
und zwar schnoddrigen (The-)Bands wie The Kooks, deren Virtuosität neben frühem Post Punk (höre den Sound und die straigten Grooves des Basses) und der leisen Wehmut von beispielsweise Editors gleichfalls anklingt. Der Tiefgang der Letztgenannten geht TUYS wohl altersbedingt vorerst ab; nichtsdestoweniger ist "Swimming Youth" jedoch eine rundum gelungene Sache für Genre-Fans und nur diese.
FAZIT: TUYS dürften, wenn sie wie absehbar noch bekannter werden, nie mehr so unbeschwert klingen wie auf ihrem Debütalbum. "Swimming Youth" bietet eine halbe Stunde lang edlen Indie Pop mit rockigen Tendenzen zum standesgemäßen Wackeln mit dem Popo und
bereitet jungen Generationen bzw, Junggebliebenen schlichtweg eine Menge Spaß. Grübeln und Trübsal blasen darf man zu einem anderen Soundtrack.
Erschienen auf www.musikreviews.de am 24.08.2018
Revolver
30:41
03.08.2018