Auf diesem live im Januar 2018 im Video Eikon Media Studio im italienischen Anzio eingespielten Album zeigt sich Francesco Bruno von seiner traditionellen Seite. Der preisgekrönte Gitarrist, der in den 1970ern bei der Fusion-Band Kaleidon spielte und später sowohl mit dem Avantgarde-Trompeter Don Cherry als auch an der Schnittstelle zum Pop an der Seite von Singer-Songwriter Richie Haven arbeitete, hat sogar einige Pop-Hits mit Sängerin Terese de Sio geschrieben, wandelt jedoch mit "Blue Sky Above the Dreamers" auf den Pfaden alter Meister.
Der stilistisch ansonsten eher zwanglos agierende Yamaha-Endorser bewegt sich mit seinem Quartett, zu dem mit Pianist Pierpaolo Principato, dem Kontrabassisten Luca Bulgarelli , einem Meister des Understatement, und Schlagzeuger Marco Rovinelli nur Schwergewichte der südeuropäischen Jazz-Szene gehören, in einem relativ eng abgesteckten Feld - irgendwo zwischen Latin ('Esperando el dia') und frühem, rasanten Bop ('Tales from the global city') sowie klassischen Balladen ('New earth waltz').
Seine Handschrift ist stark von George Benson und Pat Metheny geprägt, virtuos und dennoch einfühlsam. Bisher hat er zehn Soloalben veröffentlicht, von dessen letztem ("Witam") gewisse Anklänge auf "Blue Sky Above The Dreamers" zu vernehmen sind. Als Gäste setzen Saxofonist Javier Girotto und Trompeter Aldo Bassi als Miles-Davis-Wiedergänger zusätzliche Akzente, eine einheitliche Stimmung lässt sich auf dem Album nicht ausmachen.
Vielmehr pendelt Bruno zwischen Überschwang und Melancholie, Lamentos und Tänzerischem hin und her, ohne den Rahmen des konservativen Combo-Jazz zu sprengen. Bei den acht Tracks handelt es sich ausschließlich um Eigenkompositionen des Bandleaders, der seit einigen Jahren so etwas wie eine stilistische Heimat im Alten gefunden zu haben scheint.
FAZIT: "Blue Sky Above The Dreamers" strahlt Erfahrung und eine damit einhergehende Erhabenheit aus, die vor allem eingefleischte Ur-Jazzer und Mainstream-Freunde zu schätzen wissen. Francesco Bruno festigt mit dieser Platte seinen Status als letzten Endes Traditionen verhafteter Meistergitarrist, der zwar als Wandler zwischen den Genres gilt, aber einer eindeutigen Liebe die Treue hält. <img src="http://vg08.met.vgwort.de/na/6b3d04775e2b4128a9da86e4630f32d1" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 30.09.2019
Hevhetia
45:08
27.09.2019