Bei FRANTIC AMBER (kurz hat man sich beim Lesen des Namens auf die unwahrscheinliche Rückkehr der deutschen Prog-Thrasher Frantic Anger gefreut …) handelt es sich um eine bis auf Schlagzeuger Mac Dalmanner aus Musikerinnen bestehende Death-Metal-Band mit relativ klar erkennbaren Einflüssen. Sie fährt einen gleichermaßen aggressiven wie melodischen Sound mit auch und gerade wegen des weiblichen Geschreis starkem Bezug zu den Superstars Arch Enemy, gleichwohl sie aus weit konventionellerem Holz geschnitzt ist.
Unter inhaltlichen Gesichtspunkten hangeln sich FRANTIC AMBER an einem roten Konzeptfaden entlang, denn auf "Bellatrix" (Lateinisch für "Kriegerin") dreht sich salopp gesagt alles um Kampf-Emanzen, die real existiert haben. Drum gleichen die Texte einer Zeitreise zurück sowohl ins feudale Japan der legendären Samurai als auch zu den migrierenden Keltenstämmen Zentraleuropas und zum Widerstand skandinavischer "Wikinger" gegen christliches Missionsstreben. Was sich hier interessant liest, wurde musikalisch vergleichsweise glanzlos umgesetzt.
Wer beispielsweise altertümlich anmutende respektive folkloristische Klänge erwartet, sieht sich beim Hören von "Bellatrix" getäuscht, auch wenn solche Elemente in Hinblick auf die Thematik denkbar gewesen wären. Stattdessen verarbeiten FRANTIC AMBER Nuancen aus dem Black- und Thrash-Bereich, die sich in erfreulich hoher Energie niederschlagen, aber auch einen längeren Schatten werfen: Bei all der Hetzerei wird nämlich schnell deutlich, dass hier aus eher morschem Holz geschnitzte Komponistinnen am Werk sind, denn speziell dann, wenn sich das Quintett zügelt, macht sich Ernüchterung breit.
Die eingestreuten Groove-Parts mindern den an sich positiven Gesamteindruck genauso empfindlich wie die Tatsache, dass "Bellatrix" zwingende Hooks abgehen, wenn man von der asiatischen Tonfärbung von 'Joshitai' absieht.
FAZIT: "Bellatrix" klingt nach einer aussichtsreichen, aber noch nicht ausgereiften Melodic-Death-Metal-Combo, die sich einer nicht uninteressanten Ästhetik bedient. Dass dabei Frauen das Zepter schwingen, sollte im Sinne der Gleichberechtigung eigentlich erst gar nicht erwähnt werden. <img src="http://vg06.met.vgwort.de/na/5b74adf1fa5c42ebb9a3bdea846cb26b" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 9/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 31.10.2019
GMR / Sound Pollution
45:34
27.09.2019