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John Van Deusen: (I Am) Origami Pt. 3 – A Catacomb Hymn

Stil: Singer-Songwriter

Cover: John Van Deusen: (I Am) Origami Pt. 3 – A Catacomb Hymn

Als ehemaliger Sänger von The Lonely Forest (u.a. "Arrows", 2011) aus dem Dunstkreis von Death Cab For Cutie bzw. deren Triebfeder Chris Walla hat John Van Deusen eine Zeitlang Major-Luft geschnuppert, backt nun jedoch in geschäftlicher Hinsicht kleinere Brötchen, was aber nichts daran ändert, dass er anscheinend von Natur aus massentaugliche Musik komponiert und darbietet - nachzuhören u.a. auf dem neuen Soloalbum des derzeitigen Frontmanns der Hardcore-Formation Buffet.

Die in Texas Produzent Andy D. Park (u.a. Pedro The Lion) eingespielte Platte enthält zehn von 24 Stücken, welche die zweite Hälfte eines auf vier Alben angelegten thematischen Konzepts darstellen. Stilistisch lässt sich der Künstler dabei nicht ohne weiteres festnageln, auch wenn das Material klanglich weitgehend spartanisch in Szene gesetzt wurde. Grob darf man “(I Am) Origami Pt. 3 – A Catacomb Hymn” wohl zwischen Power Pop und Indie Rock im Geist der 1990er ansiedeln, aber Van Deusen war und bleibt eigensinnig, was Interpretationen von Stilen betrifft.

Für Shows in großen Stadien taugliche Hooks und Texte über Selbstzweifel oder gar Suizidgedanken schließen sich bei diesem Musiker nicht aus. John gesteht pathologische Niedergeschlagenheit, um sie zu überwinden, und setzt durch diese Kombination aus finsteren Lyrics mit eher aufbauenden Klängen Kontraste. So lässt sich das Album als himmelhoch-jauchzend, zu Tode betrübt im besten Sinn verstehen.

Freischwebender Shoegaze mit dezentem Elektronik-Saum wie das sehnsüchtige 'Whatever Makes You Mine' oder das atmosphärisch ähnlich gelagerte 'Social Sucker' schwenkt zu Balladeskem um ('Fly Away To Hell') oder legt einen Gang zu, was Van Deusen besonders gut mit 'Universal Will To Become' gelingt. Die simplen Arrangements verhehlen oft, wie trickreich der Barde komponiert, denn so eingängig sämtliche Tracks auch sein mögen, so wenig beschränkt er sich auf den kleinsten gemeinsamen Songwriting-Nenner.

Inmitten der vielen mehr oder weniger klassischen Alternative-Rocker auf dem Album stechen die eindringlichen Highlights 'If All Is Nothing / Nothing Must End' und 'Numb' am Ende hervor, die einen gewissen "progressiven" Anspruch suggerieren. Hier wie in allen anderen Nummern bleibt einem die Freude, welche die Musik vermittelt, im Hals stecken, wenn man auf die Texte achtet …

FAZIT: "(I Am) Origami Pt. 3 – A Catacomb Hymn" ist ein emotionales Wechselbad, so abgedroschen diese Beschreibung auch anmuten mag. John Van Deusens Auseinandersetzung mit jenen inneren Dämonen, die uns alle plagen, erfolgt in dafür angemessener Weise mittels massentauglicher Alternative-Mucke im ursprünglichen Sinn, wobei die Botschaft, nicht aufzugeben, aus jeder Textzeile und musikalischen Geste herauszulesen ist. <img src="http://vg07.met.vgwort.de/na/17d4cb373b3348c881d6f68a0867d693" width="1" height="1" alt="">

Punkte: 11/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 13.07.2019

Tracklist

  1. Whatever Makes You Mine
  2. Let Me Let You Use My Power
  3. Universal Will To Become
  4. Social Sucker
  5. Steal From Myself (It's All About Me!)
  6. If All Is Nothing / Nothing Must End
  7. Fly Away To Hell
  8. Nothing Ever Comes Of It
  9. You Don't Know What You're Asking
  10. Numb

Besetzung

Sonstiges

  • Label

    DevilDuck / Indigo

  • Spieldauer

    37:59

  • Erscheinungsdatum

    19.07.2019

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