JOSEPH PARSONS zählt zu jenen Musikern, denen man einerseits etwas mehr kommerziellen Erfolg von Herzen gönnen würde, aber anderseits persönlich gar nicht so unglücklich ist, sie nicht mit Abermillionen anderer Musikbegeisterten „teilen“ zu müssen. Im Fall des seit vielen Jahren in Deutschland lebenden amerikanischen Songwriters müsste Letzteres eigentlich zwingend der Fall sein.
PARSONS neustes Werk „Digging For Rays“ mag zwar in der langen Reihe von inzwischen über zwanzig Alben – davon ein gutes Dutzend Solo-Arbeiten – nicht das Allerbeste sein; es vereinigt jedoch wiederum all die Werte, die PARSONS Werke auszeichnen: Starkes Songwriting mit aparten Melodien und klugen Texten, dessen sorgfältige musikalische Umsetzung – und natürlich diese markante, volltönende Stimme. Wohlklang in reinster Form!
„Digging For Rays“ beinhaltet neun PARSONS-Originale plus einen Bonus-Track – Letzterer eine gutgemeint-herzige, deutsch gesungene Version des Eröffnungssongs „Wide Awake“ (auf die man allerdings besser verzichtet hätte). Daneben fügen sich PARSONS neue Songs aber zu einem harmonischen und abgerundeten Ganzen mit einigen herausragenden Titeln.
Dazu gehören das bereits erwähnte, leicht rockende und wunderschöne „Wide Awake“ mit seinem Wunsch, das Gute nicht aus den Augen zu verlieren („To dig for hope, to dig for rays“) oder „Today“ – in allen Belangen ein Gegenpol zum Eröffnungssong –, mit der Trauer um eine verlorene Liebe, in Zeitlupe, sphärisch und ohne Hoffnung… „Does it matter what I say, doesn‘t change it anyway“.
Zwei großartige Songs auch gegen Ende des Albums; „Sad Parade“ überzeugt (und fasziniert) mit seiner Reduktion auf PARSONS Stimme und einfache, akustische Gitarren-Begleitung, und das nachfolgende „Dreaming“ entwickelt die Band über fast fünf Minuten zu einem gefälligen und eingängigen Uptempo-Rocker.
FAZIT: „Digging For Rays“ ist das opulente Werk eines versierten und zu wenig gewürdigten Songwriters und seiner hervorragend eingespielten Band. Insgesamt viel Gefreutes jedenfalls für jene, die dem Balladesken im Bereich Folk und Pop zugeneigt sind.
Erschienen auf www.musikreviews.de am 08.05.2019
Freddi Lubitz
Joseph Parsons
Joseph Parsons, Ross Bellenoit
Sven Hansen
Freddi Lubitz, Sven Hansen, Ross Bellenoit (Gesang)
Meer Music & Blue Rose Records
45:15
15.03.2019