Mit der ersten Single 'Restless Legs', die The-Killers-Gitarrist David Keuning seinem mit Spannung erwarteten Solodebüt vor Jahresende 2018 vorausschickte, erregte er nicht nur unter Fans der Band große Begeisterung, doch der geniale Wurf ist "Prismism" letzten Endes nicht geworden.
Bei der Umsetzung des in Daves eigenem Heim in San Diego aus zahllosen Schnipseln zusammengestellten Materials, die sich im Laufe knapp eines Jahrzehnts angehäuft hatten, übernahm der Namensgeber selbst so gut wie alle Instrumentalparts, was zumindest eine leise Note von Konstruiertheit hinterlassen hat, die aber nicht schwer ins Gewicht fällt, wenn es um die Bewertung der fertigen Tracks geht.
Eher zulasten der Freude beim Hören geht vielleicht der insgesamt zu verkopfte Ansatz, den Keuning verfolgte - auch in textlicher Hinsicht, denn "Prismism" behandelt zwischenmenschliche Beziehungen in vielen Facetten, womit der Künstler unsere Wechselwirkungen aufeinander hinterfragen möchte, sowohl in privaten als auch übergeordneten gesellschaftlichen Bereichen.
Im Vergleich zur Band des Künstlers gibt es ein Mehr an Keyboards bzw. Synthesizern und Akustikgitarren zu hören, wobei mehrere Stücke etwas unfertig wirken, ungefähr wie Ausschnitte spontan niedergeschriebener Gedankengänge. Das ist nicht unbedingt das, was man von David gewohnt war, falls man ihn immer noch als einen der Rock-Retter im Sog des "The"-Band-Hypes wahrgenommen hat.
Ungeachtet dessen will die halbwegs vertraute Leichtigkeit, die etwa das Titelstück, das besagte 'Restless Legs' und 'Gimme Your Heart' ausstrahlen, nicht so recht zu den eher sperrigen Nummern ('Pretty Faithful, 'Stuck Here On Earth) passen, denen obendrein aussagekräftige Hooks fehlen, so gewollt tiefsinnig sie auch sein mögen.
Für den Einstand eines renommierten Musikers, der augenscheinlich neue Impulse sucht, ist "Prismism" aber eine achtbare Umsetzung von höheren künstlerischen Ambitionen, selbst wenn es immerzu auf Distanz zum Hörer bleibt.
FAZIT: Falls überhaupt, ist Dave Keunings erster musikalischer Alleingang nichts, womit er sofortige Liebe bei seinen Fans auf sich zieht. "Prismism" bietet als eher störrisches Indie-Rock-Biest viel Substanz und lässt zum Schluss doch irgendwie unbefriedigt zurück, weil die Vorab-Auskopplung nüchtern betrachtet das Highlight der Platte bleibt. <img src="http://vg06.met.vgwort.de/na/5d20f865f1374bae8a8fa11df20f84c7" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 8/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 19.01.2019
Pretty Faithful / Thirty Tigers / Alive
45:36
25.01.2019