METALL dürfte eine der wenigen, wenn nicht sogar die einzige Metal-Band sein, die zu DDR-Zeiten ein Musikvideo aufnehmen und veröffentlichen konnte. Das kultige Video zu „Easy Rider“, in dem die Bandmitglieder mit Simson-Maschinen vor dem Berliner Ernst-Thälmann-Denkmal rumcruisen, habe ich in der Friedrichshainer Kneipe „Halford“ kennen gelernt. Wie ich später erfuhr, ist dessen Besitzer und Rob-Halford-Doppelgänger, SVEN RAPPOLDT, Bassist und heute einziges Ursprungsmitglied von METALL. So schließt sich dann der Kreis. Im Internet ist dieses Dokument deutsch-deutscher Musikgeschichte leider nicht auffindbar, dafür nur <a href="https://www.dailymotion.com/video/x3bwrde" target="_blank" rel="nofollow">ein Auftritt der Band bei „Stop Rock“</a>, einer DDR-TV-Hitparade.
Mit „Metal Fire“ legen die Berliner jetzt ihr zweites Album vor, nachdem vor zwei Jahren das nicht weniger programmatisch betitelte „Metal Heads“ erschien.
Auf ihrem neuen Album geht es mit viel Enthusiasmus bei nicht so ausgeprägter Originalität zur Sache.
Auf „Metal Fire“ versammeln sich Anleihen diverser Metal-Stile, sodass die eigene Handschrift von METALL nicht heraussticht.
Der Opener „Metal Fire“ ist mit stampfendem Rhythmus und rauer Reibeisenstimme sehr an ACCEPT angelegt.
„What Is Real“ kommt mit Thrash-Attitüde daher, während „Stay For A Night To Pray“ mit seiner viel melodischeren Ausrichtung an HELLOWEEN und HAMMERFALL erinnert.
All das kann man sich problemlos anhören, weil die Band in den unterschiedlichen Klangfarben eine gute Figur abgibt und mit JOEL STIEVE DAWE einen vielseitigen Sänger an Bord hat. Lediglich „Master Key“ wirkt doch sehr uninspiriert.
Es fehlen eben nur die Eigenständigkeit und klare Merkmalen, welche METALL ausmachen sollten.
Auch dass zum Abschluss gleich zwei Versionen (eine deutsche und eine englische) des alten Hits „Easy Rider“ auf der Platte gelandet sind, spricht nicht unbedingt dafür, dass die Band wahnsinnig viele Song-Ideen hatte. Trotzdem ist es schön, diese Nummer nochmal im modernen Sound-Gewand zu hören, wobei der Charme-Faktor des Originals leider nicht erreicht wird.
FAZIT: Bei einer Band, die sich den klangvoll METALL nennt, ist der Name Programm. Auf „Metal Fire“ vereinen die Berliner mehrere Ansätze harter Musik, ohne allerdings dabei eine eigene Identität zu finden. Dafür gibt es eine Neueinspielung des DDR-Metal-Klassikers „Easy Rider“ zu entdecken.
Punkte: 9/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 16.05.2019
Sven Rappoldt
Joel Stieve Dawe
Ben, Christian Beyer
Marco Thäle
Iron Shield Records
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26.04.2019