Vier Longtracks, wie man es quasi schon von MONOMYTH gewohnt ist … und dennoch ist auf "Orbis Quadrantis" einiges anders als auf den bisherigen Werken der Niederländer. Wenn das Quintett behauptet, sich gehörig ins Zeug gelegt zu haben, um seine stilistische Entwicklung endgültig abzurunden, muss man das zwar nicht vorbehaltlos unterschreiben, darf aber mit den Stücken im Ohr einräumen, dass der Space Rock der Band nie so ganzheitlich geklungen hat.
Die Roadburn-Darlings aus Den Haag lassen sich selbstverständlich wieder viel Zeit mit der Ausgestaltung ihrer Ideen, was auch im Sinne des Konzepts geschieht, auf dem ihr neues Album beruht. Die größte Veränderung im Sound der Gruppe rührt vermutlich daher, dass mittlerweile Gingerpig-Gitarrist und Blues-Meister Boudewijn Bonebakker (ehemals Gorefest) dazugehört. Er prägt das aktuelle Material mit seinem gefühlvoll zurückhaltenden Spiel enorm.
Davon abgesehen nimmt das Improvisieren jetzt einen spürbar höheren Stellenwert bei MONOMYTH ein als bisher. Live dürfte diese Wandlung noch deutlicher zu erkennen sein, doch bereits die Studioaufnahmen offenbaren ein gelöstes Gefühl unter den Schöpfern, das sich direkt auf den Hörer überträgt. Bereits das eröffnende 'Aquilo' erinnert auf so lässige Weise an Pink Floyd, wie es deren David Gilmour nicht einmal mehr selbst gelingen will, und nachdem das Stück ungefähr zur Hälfte der Spielzeit Fahrt aufgenommen hat, stecken die Musiker so schnell nicht wieder zurück.
'Eurus' wird zu einer federleichten Angelegenheit mit hypnotischem Raketenantrieb, und in 'Auster' kommt die Evolution der Band vollständig zum Tragen: Ein Synthesizer-Motiv wie aus der Berliner Schule, die härtesten Riffs der gesamten Scheibe und eine unvorhersehbare Dramatik-Steilkurve nach oben gegen Ende lassen praktisch keine Wünsche mehr offen. Mit 'Favonius' zum Schluss driftet man dann wieder in jene verträumten Gefilde ab, wo alles begann.
FAZIT: Die Neuvertonung des Kult-Stummfilms "Das Cabinet des Dr.Caligari" scheint sich für MONOMYTH bezahlt zu machen, denn so cineastisch wie auf "Orbis Quadrantis" klang die Band noch nie, die mit ihrer Mischung aus Maserati und Hawkwind spätestens jetzt zu den Vorzeige-Instrumentalcombos Europas gezählt werden muss. <img src="http://vg01.met.vgwort.de/na/34d24e1c497c49e0826f6204bd06a0f7" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 09.09.2019
Suburban / Soulfood
39:58
13.09.2019