Zäher, als es der Name dieser Band suggeriert, geht praktisch gar nichts … und ihre Musik bringt die Bedeutung des Ausdrucks MORASS OF MOLASSES wieder Erwarten eben nicht perfekt auf den Punkt, denn bei den Briten handelt es sich um schwungvollere Vertreter der Disziplin Stoner Rock im weitesten Sinn, die sich nicht zu schade sind, die Garage ihrer Eltern zu verwüsten.
Das haben die Musiker aus Reading bereits mit dem Vorgänger von "The Ties That Bind" bewiesen. MORASS OF MOLASSES zeigen sich auf ihrem zweiten Album allerdings weniger leicht berechenbar, was so weit geht, dass auf bleiernes Geschepper verkiffte Psychedelic-Parts folgen können oder untergründige Hardcore-Wut mit sehr massenkompatiblen Stadionrock-Hooks verschränkt wird. Das gelingt der Band schon im Opener innerhalb weniger als vier Minuten, ehe 'Death Of All' sleazigen Uptempo-Blues mit einem kaum weniger mehrheitsfähigen Refrain bietet.
Dennoch ist die Scheibe als ganze nicht unmittelbar eingängig, sondern wächst mit fortlaufender Spielzeit und bei wiederholter Einfuhr langsam, aber stetig. Am Ende verhindern die beiden lahmen und zu langen Schleicher 'Estranger' und 'Persona Non Grata' zwar dass "The Ties That Bind" zu einem Dauerbrenner im heimischen Player avanciert, doch unter rein "künstlerischen" Gesichtspunkten ist MORASS OF MOLASSES ein Achtungserfolg gelungen. Schön auch, das gerade zum Ende hin noch einmal richtig zugelegt wird …
'In Our Sacred Skin' kombiniert scheinbar mühelos "Bleach"-Nirvana mit verspielten Jams geradezu schulmeisterlicher Art, und 'The Deepest Roots' ist ein wundervoll balladenhaftes Finale, in dem sich Cowboy und Cowgirl gegenseitig anzuschmachten scheinen.
FAZIT: Auf MORASS OF MOLASSES' (übrigens nach einem Malheur in Boston benannt, wo einmal ein Tank voller Melasse auslief und für Chaos auf den Straßen sorgte) Zweitling gibt es viel Licht und wenig Schatten zu vermelden. Wer tendenziell auf doomige Rockmusik steht, hat einiges zu entdecken, doch zwischen massenkompatiblen Gesten und allzu freigeistig dahingeworfenen Passagen möchte sich (noch) kein einheitliches Bild ergeben. <img src="http://vg06.met.vgwort.de/na/779ddaeea5db49c3b32e6387ae7819b3" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 10/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 04.06.2019
Wasted State
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07.06.2019