Nein, auch dieser Zusammenschluss ehemaliger Type-O-Negative-Musiker füllt die schmerzliche Lücke nicht, die das legendäre Quartett um den unvergessenen Peter Steele hinterlassen hat, doch das möchten SILVERTOMB vermutlich noch weniger als A Pale Horse Named Death. Bei diesem Wiedersehen von Kenny Hickey und Johnny Kelly mischt u.a. auch Joseph James von Agnostic Front mit, was bis zu einem gewissen Grad auf den Stilmix des Fünfers hindeutet.
Richtig, Hardcore spielt im Schaffen von SILVERTOMB eine zwar untergeordnete Rolle - wie im Übrigen seinerzeit auch bei Type O und nahezu jeder härteren Combo aus New York, die in den 1990er emporkam; siehe etwa Pist.On und Life Of Agony -, ist aber zweifellos präsenter, was die Attitüde und Ausrichtung der Songs auf "Edge of Existence" angeht. Auch wenn schon der Opener 'Insomnia / Sunrise' genauso psychedelisch auf subtilem Orgel-Fundament wabert wie das zentrale Doom-Epos 'Right Of Passage / Crossing Over' (mit sieben Minuten die längste und auch vertrackteste Komposition) und kurz darauf 'Eulogy / Requiem' - die deutliche Zweiteilung der Songs ist zweifelsohne originell und jeweils auch als eindeutige Stimmungs-Zäsur zu erkennen -, bewahren sich die Protagonisten einen kontrolliert ruppigen Biss.
Dieser grenzt ihren Sound von manchen zu selbstverliebt vor sich hin schwelgenden Epic-Geschichten und deren nicht selten überbordendem Schwulst ab. SILVERTOMB sind unapologetisch finster ausgerichtet, aber eben auch kämpferisch statt resignierend, was man insbesondere 'Not Your Savior' anmerkt, wo zwischendurch ein - wie passend - silberner Streif am Horizont aufzublitzen scheint. In Bezug auf Josh Silver, den einstweiligen Weggefährten der Mitglieder, dürfte der Bandname übrigens wohl nicht gewählt worden sein …
FAZIT: Ein stimmiger Mix aus Psychedelic Rock ohne sonnige Hippie-Vibes und klassischem Doom Metal - "Edge of Existence" ist weniger eine Type-O-Negative-Ersatzdroge als das vielleicht beste Trouble-Album seit "Plastic Green Head". SILVERTOMB erzeugen wohligen Brooklyn-Gothic-Grusel und ein wenig bittersüße 90er-Nostalgie, deretwegen man hoffen darf, dass es sich bei ihnen um eine dauerhaft operierende Band und nicht um ein kurzlebiges Projekt handelt. <img src="http://vg08.met.vgwort.de/na/2df5b46ae1354beab01e7ff574a901cf" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 06.10.2019
Long Branch Records / SPV
40:46
11.10.2019