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Sirkis/Bialas IQ: Our New Earth

Stil: Weltmusikalischer, vokalbasierter Jazz-Rock

Cover: Sirkis/Bialas IQ: Our New Earth

<b>„Die Botschaft hinter 'Our New Earth' spiegelt die drastischen Veränderungen wider, die wir derzeit individuell und kollektiv weltweit mit dem Vorherrschen von Technologien, sozialen Medien und vielen anderen Themen erleben. Wir verstehen unsere Musik als Reflexion, als Wunsch nach Wiedervereinigung mit der Natur und als eine Art musikalisches Gebet für eine bessere Welt in unser aller Namen für eine neue Erde.“</b> (Sirkis/Bialas IQ)

Da hat das experimentierfreudig-progressive MoonJune-Label ja mal wieder eine ganz feine musikalische Entdeckung für uns gemacht. SIRKIS/BIALAS IQ bestehen seit nunmehr fünf Jahren und legen mit diesem Doppel-Album eine grandiose Prog-Jazz-Rock-Scheibe vor, welche sehr unterschiedliche Strömungen in sich vereint und mit einer Vielzahl seltener Instrumente aufwartet, als da wären Kirchenorgel, Wassertelefon, Crotales, Manjira und Konnakol. Abwechslungsreiche Stimmen und Intonationen, welche die polnischen Texte, deren englische Übersetzung in dem hübsch gestalteten achtseitigen Booklet zu finden sind, intonieren, vervollkommnen den sehr guten Gesamteindruck des Albums, das, wie es der Titel schon verrät, eine tiefe Verbeugung vor unserem Planeten Erde ist, den wir so nach und nach dem (Achtung Wortspiel!) Erdboden gleichmachen. So ist es nur zu verständlich, dass die Widmung dieses Albums keinem Menschen, sondern unserer sündhaft ausgebeuteten Mutter Erde gilt: „We would llike to dedicate this album to our planet in the hope for a better future for all of us...“
Nach dem gerade zu Ende gegangenen Klimagipfel in Madrid können wir diese Hoffnung aus politischer Sicht rundum begraben.

Hoffen wir auf die kulturelle, musikalische Dimension. Und in dieser Beziehung setzt „Our New Earth” echte Maßstäbe.
SIRKIS/BIALAS IQ vereinen Einflüssen der zeitgenössisch-klassischen Musik, polnischer Folklore, Progressive Rock, südindische sowie nahöstliche Musik miteinander, um diese in ruhig-akustischen genauso wie dynamisch-elektrischen Klängen mit viel Seele, feurigen Grooves, Naturgeräuschen, Electronics, elektroakustischem Jazz plus einer Vielzahl von Soundeffekten und weltmusikalischer Atmosphäre zu verwirklichen.

Übrigens ist ein begeisterter Anhänger dieser Musik die Prog-Jazz-Schlagzeug-Legende BILL BRUFORD, die im Booklet gleich noch ein umfangreiches Vorwort beisteuert und so selbstverständlich auch darauf verweist, in welche BRUFORD'S EARTH-Richtung sich „Our New Earth“ bewegt.

Eine maßgebliche Rolle spielt auf „Our New Earth“ die Stimme der polnischen Sängerin Sylwia Bialas, einer echten Vokal-Jazz-Akrobatin, die locker auch den Hochtongesang beherrscht und ihre Stimme neben den vorgetragenen Texten zugleich intensiv als zusätzliches Instrument einsetzt. Von der ersten Minute des Albums an erzielt sie damit eine schwer beeindruckende Wirkung, die dem Album einen besonderen Status verleiht und gerade die symphonische „The Earth Suite“ zu einem wahren Klassiker werden lässt. Sie selber stellt dazu fest: „Ich sehe wirklich keine Notwendigkeit darin, den zentralen Platz auf der Bühne einzunehmen, wie es von einem Sänger oft erwartet wird. Ich gehe völlig darin auf, Teil der Band zu sein, zu ihrem Sound beizutragen, verschiedene Farben hinzuzufügen, die Freude am Miteinander zu teilen und gemeinsam Risiken einzugehen. Es gibt keine größere Genugtuung für mich, als 'innerhalb der Band' zu stehen, den Sound zu hören, den meine Musikerkollegen erzeugen, und ihre Körpersprache zu beobachten.“

So wird „Our New Earth“ zu einem Rundum-Klangerlebnis das nicht nur der Erde, sondern auch unseren Ohren absolute Befriedigung schafft!

FAZIT: Progressiver, verspielt-experimenteller Jazz voller weltmusikalischer Einflüsse und viel weiblicher, mit polnischen Texten veredelte Vokalakrobatik mit der hehren Absicht, der Erde nicht nur zu huldigen, sondern auch ihren ganz eigenen Klang zu verleihen, gibt es auf „Our New Earth” zu hören. SIRKIS/BIALAS IQ werden jeden Jazz-Freund mit Hang zur Weltmusik Richtung TRILOK GURTU schlichtweg begeistern.

Punkte: 12/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 21.12.2019

Tracklist

  1. <b>CD 1</b> (37:22):
  2. If Pegasus Had One Wing (He Would Fly In Spirals)
  3. Land Of Oblivion
  4. Letter To A.
  5. Reminiscence
  6. Chiarosuro
  7. <b>CD 2</b> (46:45):
  8. The Earth Suite:
  9. *Rooting
  10. **Our New Earth
  11. Message From The Blue Bird
  12. Spooky Action At A Distance
  13. Nocturnity
  14. Picture From A Polish Wood

Besetzung

  • Bass

    Kevin Glasgow

  • Gesang

    Sylwia Bialas

  • Keys

    Frank Harrison

  • Schlagzeug

    Asaf Sirkis

Sonstiges

  • Label

    MoonJune Records

  • Spieldauer

    84:07

  • Erscheinungsdatum

    11.10.2019

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