Ein eindrucksvolleres Debüt als "The Blinding Light" kann man sich als Band kaum wünschen: ALEYNMORD schlagen wie nur wenige Gruppen in jüngerer Zeit, die aus dem Pazifischen Nordwesten der Vereinigten Staaten stammen, Kapital aus der schroff-schönen Wildnis ihrer Heimatregion, indem sie Weite, extreme Natur- und Witterungskontraste in ihre Musik transferieren.
Selbige spielt sich natürlich innerhalb des Spektrums Black Metal ab, wobei das Kernduo (das Schlagzeug ist übrigens kein echtes, doch das hört man aufgrund der klanglich bewusst primitiv gehaltenen Produktion und generell monotonen Rhythmik nicht) auf verzahnte Gitarren- und Bass-Melodien setzt, während Frontmann C. Nihil wie von Sinnen kreischt und heult, was zunächst ziemlich auf die Nerven fällt, doch hat man sich daran gewöhnt, gestaltet sich das Hörerlebnis ähnlich intensiv wie seinerzeit bei Silencer ("Death, Pierce Me"), wo die Vocals bekanntlich auch ein Streit- und Anziehungspunkt zugleich sind.
Darüber hinaus sind die vier überlangen Stücke auf dem Album in bester Cascadian-Black-Metal-Manier mit (halb-)akustischen Passagen durchsetzt. Naturgeräusche und beinahe Soundtrack-artige Momente (Pfeifen wie aus alten Western-Schinken …) lassen den mäandernden Klangstrom umso zügiger fließen, während die klaren Gesangsparts den notwendigen Halt geben, um sich nicht in dem eher auf Stimmung als Songs im herkömmlichen Sinn konzentrierten Material zu verlieren.
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"The Blinding Light" ist also zuerst eine akustische (eskapistische) Reise und dann allenfalls vage ein Versuch, Lieder traditioneller Art zu schreiben. Dass ALEYNMORD nichtsdestoweniger auf ihr geografisches und stilistisches Milieu bezogen Traditionalisten sind, steht unterdessen außer Frage.
FAZIT: Mit ihrem Einstand geben ALEYNMORD ein musikalisches Angebot zur Weltflucht, zum Entkommen aus dem materialistischen, von Technologie und Leistungsdruck geprägten Alltag hin zu mehr Spiritualität und Natur - Werten aus der Pionierzeit des Black Metal, den sie ähnlich wie Fauna und Wolves In The Throne Room auf ihre unverkennbar nordwestamerikanische Art interpretieren. <img src="http://vg05.met.vgwort.de/na/b5a4cae6655a448183ecf5f5983e6295" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 30.08.2020
Art Of Propaganda / Edel
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28.08.2020