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Cold Years: Paradise

Stil: Emo / Indie Rock

Cover: Cold Years: Paradise

Diese Grünschnäbel aus dem schottischen Aberdeen werden vom Käseblättchen Kerrang! zu einem der Hoffnungsträger der Rockszene des Vereinigten Königreichs hochgejubelt wie so ziemlich jede zweite andere Band des Landes auch und ist seit etwas mehr als einem halben Jahrzehnt aktiv. Hört man dieses rundum durchdachte Debüt, wird schnell ersichtlich, wieso COLD YEARS' zu Hause so gut ankommen, denn ihr am Pathos von insbesondere The Gaslight Anthem und den kompositorischen Qualitäten von Hot Water Music geschulte Musik passt bestens zum rockmusikalischen Zeitgeist auf den Inseln.

Sänger Ross Gordon ist der Hauptanziehungspunkt der Gruppe. der 31-Jährige hat sich viel von Brian Fallon und anderen Frontleuten von Format abgeschaut, vor allem einen Umgang mit Melodien, die Massen mobilisieren können. Statt dem Hörer seine Texte über Probleme von Jugendlichen auf Sinnsuche, die sich heute vermutlich schwieriger denn je gestaltet, weil die Möglichkeiten schier unendlich sind, also mit viel Geschrei aufzudrängen, tut er es mit Pop-Sensibilität, und dementsprechend sind die Songs auch rein musikalisch gestrickt.

"Paradise" ist kein vertonter Versuch spielerischer Höchstleistung sondern bleibt dank lässig rockender Nummern stets auf den Gesang ausgerichtet. Bassist Louis Craighead und Schlagzeuger Fraser Allan achteln sich durch viele "Oh, oh"-Hooks und chorisch arrangierte Refrains, während die Strophen meistens auch auf der Gitarren-Ebene sozusagen zweite Geige spielen.

Der ungewöhnlich zurückhaltende Opener '31' (war übrigens eigentlich als letzte Nummer vorgesehen) und verdeutlicht COLD YEARS' Herangehensweise zusammen mit dem laut-leiselnden 'Night Like This' exemplarisch. Das breitbeinige 'Breathe' und das nicht minder hymnische 'Burn The House Down' dürften gerade bei Konzerten vom Start weg zünden, wie das Album überhaupt für den Live-Einsatz geschrieben zu sein scheint. Auch 'Dropout' muss man Ohrwurm-Qualitäten bescheinigen, wobei immer wieder auch der Melodycore der mittleren bis späten 1990er (von Bad Religion und The Offspring bis zu Rancid) anklingt.

FAZIT: COLD YEARS orientieren sich auf "Paradise" in sympathisch ungezwungener Weise an Emo-Vorreitern wie den oben genannten oder auch Nothington und Thursday, zeichnen sich durch Melancholie wie weite Melodiebögen mit Chart-Potenzial aus und dürften demnach auch über ihre Heimat hinaus ihre Hörer finden. Was an den Schotten, wie die britische Presse behauptet, außergewöhnlich sein soll, erschließt sich ungeachtet ihrer achtbaren Leistung allerdings nicht. <img src="http://vg05.met.vgwort.de/na/b06641b35eba4a2e9eb663d1af55aa2a" width="1" height="1" alt="">

Punkte: 11/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 04.09.2020

Tracklist

  1. 31
  2. Life With A View
  3. Night Like This
  4. Northern Blue
  5. Breathe
  6. The Waits
  7. Burn The House Down
  8. Electricity
  9. Too Far Gone
  10. Hold On
  11. Dropout
  12. 62 (My Generation's Falling Apart)
  13. Hunter

Besetzung

Sonstiges

  • Label

    Inside Job / eOne

  • Spieldauer

    43:46

  • Erscheinungsdatum

    04.09.2020

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