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Frost*: 13 Winters

Stil: Progressive Rock

Cover: Frost*: 13 Winters

Warum dieses mit einem liebevoll gestalteten und textintensiven Booklet (72 Seiten!) ausgestattete Box aller bisheriger Veröffentlichungen inklusive noch nicht offiziell herausgegebener Tracks von FROST* ausgerechnet zum 16. Geburtstag der Band erscheint, entzieht sich unserer Kenntnis, doch da Teile des Repertoires des arrivierten Pop-Songwriters Jem Godfrey und seiner Mitstreiter nicht mehr so leicht oder nur digital erhältlich sind, ergibt eine solche Kompilierung im Grunde jederzeit Sinn.

Was steckt drin? Alle drei Studioalben, die Online-EP "Others" und Live-Material, alternative bzw. Demo-Fassungen bekannter Nummern und musikalische Seltenheiten, alles klanglich überarbeitet und auf 3.000 Exemplare im CD-Format limitiert.

Auf dem genialen Debüt MILLIONTOWN (2006) etablierte sich John Mitchell (Lonely Robot, It Bites uvm.) vom Start weg als idealer Frontmann, denn die zwischen Prog und Chart-kompatiblen Hooks flippernde Musik auf dem Album entspricht seinem eigenen Schaffen nahezu deckungsgleich, bloß dass sich Hauptkomponist Godfrey zu ausladenden Kompositionen wie dem fast 25-minütigen Titelstück hinreißen lässt. Die unberechenbare Art des Projekts provozierte schon in unserer damaligen Kritik Vergleiche zu den Amerikaner Man On Fire, die immer noch stichhaltig sind.

EXPERIMENTS IN MASS APPEAL (neu abgemischt und gemastert) verschärfte 2008 die elektronische Note, ohne FROST* ihre ureigene Wärme zu nehmen, die allerdings null mit "vintage" oder "retro" zu tun hat. Fast tanzbare Grooves einerseits und zackige Härte andererseits sprechen heute vermutlich sogar mehr Hörer an als zur Zeit der ersten Veröffentlichung der Scheibe. Anspieltipp: das Synthesizer-Fest 'Heartstrings'.

FALLING SATELLITES (2016) enthält einige der bissigsten und finstersten Momente von FROST*, was man allerdings im Verhältnis zu ihrer grundlegend zuversichtlichen Art bewerten sollte. Ungeachtet dessen sollten Metal-Fans zuallererst hier hinhören - auch weil die Dichte an sehr eingängigem, kompaktem Stoff sehr hoch ist. Die Instrumental-Versionen sämtlicher Album-Tracks (ebenfalls remastered) auf einer gesonderten CD sowie daraufhin ein ganzer Silberling mit der vollständigen Live-Aufführung von "Falling Sattelites" mögen zwar ein bisschen zu viel des Guten sein, unterstreichen seine Qualität aber zusätzlich. Wer immer noch glaubt, derart anspruchsvolle und kompositorisch bisweilen gewagte Musik zünde nicht auf der Bühne, sieht sich hierbei getäuscht.

Vor wenigen Monaten erst kam OTHERS heraus, das soweit einzige Kurzformat des Trios und ein später Nachsatz auf den fast ein halbes Jahrzehnt zurückliegenden letzten Langspieler … zugleich aber auch ein hinsichtlich seiner klanglichen Bandbreite spannender Ausblick auf ein weiteres Studioalbum des Projekts. Bei THE PHILADELPHIA EXPERIMENT handelt es sich indessen um Live-Mitschnitte, unter denen das wirklich rare 'The Dividing Line' hervorsticht, das man außerdem unter den B-SIDES AND RARITIES findet.

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Die Hauptwerke von FROST* machen den wesentlichen Reiz dieser Box aus, und der Rest komplettiert schlicht ein Prog-Gourmet-Programm, das in allen Belangen höchsten Ansprüchen genügt.

FAZIT: Tiefgreifender, anhaltend spannender Pop-Prog, der unter seiner glänzenden Oberfläche brodelt, kompiliert in erschlagender Dichte und somit das vorläufig letzte Wort in Sachen FROST* - wer die Band schätzt, braucht dieses limitierte Ding auch dann, wenn er/sie die Kernalben bereits besitzt. <img src="http://vg08.met.vgwort.de/na/ca0915fd7b0e47378515f63be20bf9bf" width="1" height="1" alt="">

Erschienen auf www.musikreviews.de am 26.11.2020

Tracklist

  1. Milliontown (2006) Remaster 2020
  2. 1. Hyperventilate
  3. 2. No Me No You
  4. 3. Snowman
  5. 4. Black Light Machine
  6. 5. The Other Me
  7. 6. Milliontown
  8. Experiments In Mass Appeal (2008) Remix/Remaster 2020
  9. 1. Experiments In Mass Appeal
  10. 2. Welcome To Nowhere
  11. 3. Pocket Sun
  12. 4. Saline
  13. 5. Dear Dead Days
  14. 6. Falling Down
  15. 7. You/I
  16. 8. Toys
  17. 9. Wonderland
  18. 10. The Secret Song
  19. Falling Satellites (2016) Remaster 2020
  20. 1. First Day
  21. 2. Numbers
  22. 3. Towerblock
  23. 4. Signs
  24. 5. Lights Out
  25. 6. Heartstrings
  26. 7. Closer To The Sun
  27. 8. The Raging Against The Dying Of The Light Blues In 7/8
  28. 9. Nice Day For It
  29. 10. Hypoventilate
  30. 11. Last Day
  31. Falling Satellites - Instrumentals (2016) Remaster 2020
  32. 1. First Day
  33. 2. Numbers
  34. 3. Towerblock
  35. 4. Signs
  36. 5. Lights Out
  37. 6. Heartstrings
  38. 7. Closer To The Sun
  39. 8. The Raging Against The Dying Of The Light Blues in 7/8
  40. 9. Nice Day For It…
  41. 10. Hypoventilate
  42. 11. Last Day
  43. Falling Satellive - Live 2017
  44. 1. Numbers
  45. 2. Towerblock
  46. 3. Signs
  47. 4. Lights Out
  48. 5. Heartstrings
  49. 6. Closer To The Sun
  50. 7. The Raging Against The Dying Of The Light Blues In 7/8
  51. 8. Nice Day For It…
  52. 9. Hypoventilate
  53. 10. Last Day
  54. Others-EP
  55. 1. Fathers
  56. 2. Clouda
  57. 3. Exhibit A
  58. 4. Fathom
  59. 5. Eat
  60. 6. Drown
  61. The Philadelphia Experiment - Live 2009
  62. 1. Intro
  63. 2. Hyperventilate
  64. 3. Wonderland
  65. 4. Black Light Machine
  66. 5. Snowman
  67. 6. Saline
  68. 7. Milliontown
  69. 8. The Other Me
  70. This And That – B-Sides And Rarities
  71. 1. The Dividing Line
  72. 2. Lantern
  73. 3. British Wintertime
  74. 4. The Forget You Song
  75. 5. Numbers (Day 1 Demo)
  76. 6. Towerblock (Day 1 Demo)
  77. 7. Heartstrings (Demo)
  78. 8. Closer To The Sun (Demo)
  79. 9. The Raging Against The Dying Of The Light In 7/8 (Day 1 Demo)
  80. 10. Last Day (Demo)
  81. 11. Hyperventilate Hypoventilate Paulstretch Test

Besetzung

  • Bass

    Nathan King

  • Gesang

    Jem Godfrey, John Mitchell

  • Gitarre

    John Mitchell

  • Keys

    Jem Godfrey

Sonstiges

  • Label

    Inside Out / Sony

  • Spieldauer

    454:44

  • Erscheinungsdatum

    27.11.2020

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