<img src="http://vg06.met.vgwort.de/na/51d85a91e0334dd1ae67b994b382efb0" width="1" height="1" alt=""> Diese Norweger haben bereits 2009 ein erstes, selbst betiteltes Album veröffentlicht und dann erst neun Jahre später ein Kurzformat herausgebracht ("The All Penetrating Silence", kam über das Mini-Label Sludgelord Records) - viel Zeit, die sie sich auch beim Spielen ihrer Musik lassen, auch wenn KITE beileibe nicht zu den reinrassigen Sludge-Doom-Acts der Szene gehören.
Dass die Mitglieder - teilweise gehören sie auch zu den nicht ganz unbekannten Sâver und Dunderbeist - privat gerne aus Noise Rock und amerikanischem Hardcore Punk bis Post Hardcore schöpfen, hört man "Irradiance" nämlich teilweise recht deutlich an; gerade die über weite Strecken recht schrillen Vocals erinnern an Boliden wie Botch oder Karp, und würden KITE hektischer zu Werke gehen, ließen sich auch Bezüge zur Emo-Szene herstellen.
Das ist aber letzten Endes Erbsenzählerei. Die Band lässt sich ohnehin viel Zeit, damit sich ihre Songs so entfalten, wie es ihr vorschwebt - episch im traditionellen Sinn, wobei man nach dem Eintritt ins Kopfkino rasch mit dem berühmten Klos im Hals dasitzt, den zu erzeugen längst zu den Standardleistungen von Post-Metal-Bands gehört, die etwas auf sich halten.
Der coole Groove-Teppich, den die Rhythmusgruppe der Osloer phasenweise auslegt, relativiert das Pathos bis zu einem gewissen Grad, und wenn der Moog-Synthesizer von Gastorganist Mr. Ole Rokseth (ebenfalls Sâver, auch Hymn) auch nicht gerade Prog-verdächtig zum Einsatz kommt, sorgt er wenigstens hier und dort für entrückte Momente, in denen ein bisschen Sonne durch die Wolkendecke bricht.
Anspieltipps: die ausgesprochen melodische, vorab ausgekoppelte Single 'The Dweller' und kurz vor Schluss 'Reveries' als kontrastiv hässlicher Batzen dazu.
FAZIT: KITE fassen sich im Rahmen ihres Entwurfs von schwerfälligem Riff-Schrei-Metal lobenswert kurz und haben bei sieben Torversuchen knapp über die Hälfte der Bälle versenkt. "Irradiance" ist somit ein prima Album für Genre-Fans und obendrein für diese Verhältnisse wunderbar song-orientiert.
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 23.03.2020
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27.03.2020