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Matt Holubowski: Weird Ones

Stil: Singer-Songwriter/Alternative Folk

Cover: Matt Holubowski: Weird Ones

Zweieinhalb Jahre sind seit „Solitudes (Epilogue)“, der Veröffentlichung des erweiterten „Solitude“-Albums aus dem Jahr 2016, vergangen. Mit „Weird Ones“ meldet sich der kanadische Sänger und Songwriter Matt Holubowski eindrucksvoll zurück.

Er lehnt sich noch weiter zurück, die Musik kriecht, fließt schmelzend dahin. Rhythmik ist gekonnt aufs Notwendigste reduziert, Holubowski überlässt die Wirkung seiner Songs ganz den so melancholischen wie beglückenden Melodien. Er reiht sich wie selbstverständlich ein zwischen BON IVER, WYE OAK, WHITE BIRCH, William Fitzsimmons, garniert mit einer Prise Simon & Garfunkel. Das braucht keine überhöhte Dramatisierung, sondern überzeugt in seiner nachdenklichen Versunkenheit, dem gedankenverlorenen Dahingleiten, das die Tiefen und Höhen des Lebens kennt; die Liebe, das Lachen wie Einsamkeit, Trauer und Vergänglichkeit. Ohne Scheu vor einem Flirt mit dem Surrealen.

Das ist intimer, fein ziselierter Folk-Rock, jene Art von Americana, die nachts im stillen Kämmerlein entsteht und morgens mit dem Sonnenaufgang endet. Kammermusik, in der die Klänge der vielfältig eingesetzten Tasteninstrumente sanft umschlingen, die Streicher für zarte, manchmal dunkle, keineswegs überladen-süßliche Ausschmückung sorgen und das French Horn bitterschöne Akzente setzt. Schlagzeug und Bass werden eher gestreichelt als geschlagen, dies aber vernehmlich. Die Gitarren drängen sich nicht mit Macht in den Vordergrund, klingen aber einprägsam und umrahmen das Geschehen mit grazil geformtem Girlanden. Wenn es wie auf „Greener“ mal eine Spur schneller zugeht, sorgt die Violine für minimale Aggressivität.

Obwohl Matt Holubowski gesangstechnisch gerne in höheren Lagen unterwegs ist und eher einem Hauchen als handfestem Intonieren frönt, geht dem Sänger selbstmitleidige Weinerlichkeit ab. Ein Geschichtenerzähler, der seine Stimme nicht erheben muss, um am Lagerfeuer für Stimmung zu sorgen.

Ein traumhaftes Album, für das Holubowski selbst die treffenden Worte findet: „It’s been a strange day, but I wouldn’t want it any other way“ („Weird Ones II“).

FAZIT: „Weird Ones“ ist wunderschmerzlich-schön geworden, ein mehr als würdiger Nachfolger zum vorzüglichen „Solitudes“. Eine Ode an die Langsamkeit, das nachdenkliche Schlendern in eigentlich hektischen Zeiten. Wenn es mittlerweile nicht so negativ besetzt wäre, könnte man sagen, ein Lockdown, der die Hörer empfänglicher macht für tiefe Empfindungen.

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Punkte: 13/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 09.04.2020

Tracklist

  1. Weird Ones
  2. Two Paper Moons
  3. Thoroughfare
  4. Around Here
  5. Down the Rabbit Hole
  6. The Highlands
  7. Weird Ones II
  8. Eyes Wider
  9. Greener
  10. Moon Rising
  11. Mellifluousflowers
  12. Love, the Impossible Ghost

Besetzung

  • Bass

    Marc-Andre Landry, Matt Holubowski

  • Gesang

    Matt Holubowski, Connor Seidel

  • Gitarre

    Matt Holubowski, Marc-Andre Landry, Simon Angell

  • Keys

    Matt Holubowski, Marianne Houle, Connor Seidel, Simon Angell, Marc-Andre Landry

  • Schlagzeug

    Stephane Bergeron

  • Sonstiges

    Melanie Belair (violin), Marianne Houle (cello), Pietro Amato (french horn)

Sonstiges

  • Label

    Motor

  • Spieldauer

    60:23

  • Erscheinungsdatum

    21.02.2020

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