Die den beteiligten Musikern zufolge rein zufällig zustande gekommene Wiedervereinigung von MESSIAH ist, wie man nach der noch kaum aussagekräftigen EP "Fatal Grotesque Symbols" vor Kurzem nun endlich konstatieren darf, insofern ein Glücksfall, als das Quartett, das noch (oder wieder) aus wesentlichen früheren Mitgliedern besteht, 2020 seine vielleicht beste Musik überhaupt auf einem Album zur Diskussion stellt.
Die Intro-Ansage 'Sacrosanctus Primitivus', mit der die Gruppe den Stumpfsinn zu einem Heiligtum zu erklären scheint, führt auf die falsche Fährte, denn bereits das fast zehnminütige Titelstück im Anschluss verleiht ihrem offensichtlichen Anliegen Nachdruck, 2020 ein gehöriges Wörtchen mitzureden, wenn es um die Gestaltung des zeitgenössischen Metal-Geschehens geht.
Die Protagonisten nahmen das Songwriting ohne großartige Pläne in Angriff und gewannen dabei auf ganzer Linie: "Fracmont" (von "mons fractus", dem Pilatus-Bergmassiv bei Luzern in der Nachbarschaft der Gruppe) profitiert vor allem von der hörbaren Spontaneität und Spielfreude, die seiner Entstehung zugrunde liegen
MESSIAH zeigen sich sowohl in diesem in puncto Tempo überraschend zurückhaltenden Einstieg unverkennbar störrisch und doch nicht allzu schwer zu durchschauen. Die Mischung macht's eben mal wieder - und dank Andy Kainas Stimme, die Thrasher mit Todesbleigießern versöhnt, stellt sich rasch ein vertrautes Gefühl ein. Im Solo-Break drückt die Band dann nach immerhin fast der Hälfte der Spielzeit des Songs auf die Tube und verfolgt diese Stoßrichtung auch im Folgenden weiter.
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Ausnahmen wie 'Morte Al Dente', das auf seine mechanische Art ein bisschen an MESSIAHs Landsleute Coroner in ihrer Spätphase gemahnt, bestätigen die Regel, der das zweieinhalbminütige Geschoss 'Singularity' und die nur unwesentlich längere Dampfwalze 'Miracle Far Beyond Disaster' brav folgen.
FAZIT: "Fracmont" knüpft an die stärkste Bandphase Anfang der 1990er an - MESSIAH haben wider Erwarten ein gegenwartsrelevantes Comeback hingelegt, das jeder selbst marginal Extrem-Metal-Begeisterter zumindest einmal gehört haben sollte. Zum ultimativen Glück hätte noch ein "Hit" mit drauf gemusst. <img src="http://vg05.met.vgwort.de/na/9701da55cf0e4f80825302a5f41fbd4c" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 07.09.2020
High Roller / Soulfood
49:27
11.09.2020