Im Laufe dieser nicht einmal 18 Minuten folgen MONTAÑA SAGRADA aus Santiago de Chile einem Textkonzept, das sich angesichts ihrer Herkunft aufdrängt: Die Südamerikaner verschränken die Mythologie ihres Heimatlandes mit geschichtlichen und politischen Entwicklungen zu einem kritischen Panorama der Möglichkeiten, bleiben aber selbst bis auf weiteres hinter ihren eigenen Kapazitäten als Musiker zurück, weil sie noch ein wenig zu zwanghaft mit den Konventionen ihrer ausgesuchten Stilistik umgehen.
Das Titelstück - eine Sludge Metal-Nummer wie aus dem Lehrbuch, teils mit Doublebass über den Acker pflügend und teils im Thrash-Stechschritt hämmernd - hält als Muster-Track dieser ersten EP der nicht unerfahrenen Lokalmatadoren her, Riff-lastig mit verhallt flirrenden Obertönen und trotzdem bleiern heavy. Das Material verfügt generell über eine sinfonische Anmutung, die MONTAÑA SAGRADA einer druckvoll opulenten Produktion verdanken, ohne dass sich die Musiker wirklich orchestraler Elemente bedienen müssten.
Der Einstieg gestaltet sich mit 'First Flame' furios: Blastbeats, Genre-typisches Gebrüll und ein subtil flächig oder für einzelne Akkord-Akzente eingesetzter Synthesizer bestimmen das Klangbild. Im treibenden 'Clearing' und im rhythmisch abgehackten Finale 'Wall Of Ashes' ist unterdessen Schlagzeuger Vincent Zbinden (ex-Entrospect, Mourning Sun) mit seinem virtuosen wie punktgenauen Spiel der Star.
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Gitarrist Ramón Pasternak (früher All Tomorrows) bleibt unter Ausnahme des abschließenden Stückes, wofür er sich ausnahmsweise vorübergehend zum Flüstern hinreißen lassen und eine zweite, melodische Gesangsspur aufgenommen hat, am Ende die Achillesferse der Band, weil er zwar tight und gewandt mit seinem Sechssaiten-Partner Rodrigo Morris (zuvor bei den epischen Doomern Mar de Grises aktiv) zusammenspielt, am Mikrofon aber eher austauschbar und eben nur einer der vielen heiser blökenden Frontleute ist, die sich in der Szene tummeln.
FAZIT: Ein erstes Lebenszeichen einer hoffnungsfrohen Band, die noch nicht das Optimum in Sachen Sludge bzw. Post Metal aus sich selbst schöpfen kann - Dennoch sind MONTAÑA SAGRADA mit “The Living Green”, einem kurzen wie kurzweiligen Exposé über Kolonialisierung, kulturelle Annexion und Bewahrung, ein Fall für Cult-of-Luna- und Neurosis-Fans, ohne direkt wie jene Bands zu klingen. <img src="http://vg08.met.vgwort.de/na/2e348ad23b794c1cacc0aef942648e20" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 19.09.2020
Eigenvertrieb
17:30
25.09.2020