Wie bereits "Chronicles of the Northbound" - eine der anderen drei im Rahmen von ENSLAVEDs "Cinematic Tour 2020" gespielten Shows, die dieser Tage nachträglich auf physischen Tonträgern veröffentlicht werden - ist die hier zur Diskussion stehende Aufführung des gesamten Albums "Below The Lights" in der früheren Sardinenfabrik USF Verftet in der Heimatstadt der Musiker über die Bühne gegangen, und abgesehen von dem besonderen Ambiente tun sich in der Nachbetrachtung weitere einzigartige Aspekte des Events auf.
Über "Below the Lights" - eines der Schlüsselwerke im Verlauf von ENSLAVEDs Evolution vom kreatürlichen Black Metal hin zu raffiniertem Progressive Metal im wahrsten Sinn des Wortes - wurden vermutlich schon ganze Buchbände geschrieben, also setzen wir hier einfach mal voraus, dass der Leser dieser Zeilen darüber Bescheid weiß. Die Band begrüßte im vergangenen Sommer den Gitarristen Inge Rypdal alias "The Sixth" vor Ort, der seinerzeit den Album-Track ´A Darker Place´ im Studio veredelt hatte; nun blieb er allerdings während des gesamten Konzerts der dritte Gitarrist im Bunde.
Vielleicht wirkt diese Interpretation von "Below the Lights" auch deshalb deutlich härter und unmittelbarer als die Originalplatte, auch wenn man dies etwa während des verhältnismäßig entspannten ´The Crossing´ (wie auf dem Album kreist alles um dieses zehnminütige Über-Stück) mit seiner akustischen Einleitung oder im Mellotron-schwangeren ´Ridicule Swarm´ nicht ahnen mag.
Neben den typischerweise offen ausklingenden, verhallenden Akkorde, die ENSLAVEDs Wurzeln offenlegen, tun sich mit Rypdal neue Möglichkeiten auf, die auch ausgeschöpft werden, sei es während des flötenden ´Queen of Night´ oder im unheilvoll im Geiste von Hawkwinds Space-Rock-Pionierarbeit zischenden ´Havenless´ und dem erst peitschenden, schlussendlich psychedelischen Finale ´A Darker Place´.
FAZIT: "Below the Lights" dürfte eine der drei wichtigsten ENSLAVED-Scheiben sein und erfährt in der hier gebotenen Form eine unvorhergesehene Aufwertung - von allem ein bisschen mehr, insbesondere Heaviness und Live-Energie. <img src="http://vg04.met.vgwort.de/na/7201b427992f41cf8c27c0b125a480ab" width="1" height="1" alt="">
Erschienen auf www.musikreviews.de am 26.06.2021
Grutle Kjellson
Grutle Kjellson, Håkon Vinje, Ivar Bjørnson, Iver Sandøy
Ivar Bjørnson, Arve Isdal, Inge Rypdal
Håkon Vinje
Iver Sandøy
Nuclear Blast / Rough Trade
48:15
25.06.2021