Nach ihrer ersten Veröffentlichung überhaupt - einer EP im Jahr 2018 - verging ein wenig zu viel Zeit, um FORTRESS dauerhaft auf dem Schirm zu behalten, also fangen die aus der Underground-Kapelle Auxilery hervorgegangenen kalifornischen Metaller nun mit ihrem Debütalbum praktisch wieder ganz von vorne an.
Dessen ungeachtet setzt das Quartett die seinerzeit begonnene Stoßrichtung fort: "Don´t Spare the Wicked" klingt dabei allerdings deutlich kompakter und runder, was vielleicht am Abgang des zweiten Gitarristen aus der Urbesetzung liegt. Fili Bibiano bestimmt das Riff- und Melodie-Geschehen jetzt allein, während ihm ein klugerweise weit nach vorne gemischter Bassist mit sattem Fundament zur Seite steht, sodass kein Frequenzbereich im Klangbild wegbricht.
Europe-verdächtige Keyboards finden außerdem wiederholt anwendung, gleichwohl FORTRESS in erster Instanz auf Sechssaiten-Akrobatik setzen und ihren Frontmann als fettesten Trumpf ausspielen. Eher rockige Tracks wie ´Devil´s Wheel´ vermitteln zusammen mit Chris Scott Nunez´ an den jungen Bruce Dickinson erinnerndem Timbre ein ähnliches Feeling wie Iron Maiden zu Zeiten von "Somewhere in Time" und "Seventh Son of a Seventh Son". Was dies angeht, würde der Platte eine nur leise Prog-Schlagseite übrigens ganz gut stehen.
Nichtsdestoweniger gefällt sie auch so, weil sie innerhalb einer Laufzeit von weniger als einer halben Stunde wirklich keine Ausfälle verzeichnet. Sympathisch anachronistischer Speed Metal à la Savage Grace (´Red Light Runner´) verbindet sich mit Beinahe-Symphonic-Rock (´Children of the Night´) zu einem zeitlosen Ganzen, das an eine garadlinige Variante der frühen Heir Apparent oder auch early Queensrÿche denken lässt.
FAZIT: Ein sauberer Einstand mit acht mehr oder weniger direkt ins Schwarze treffenden Metal-Songs, die Aufbruchsstimmung wie in der US-Szene während der ersten Hälfte der 1980er verbreiten - FORTRESS hatten einen nicht ganz so glatten Start, sollten aber nun umso schneller aus dem Quark kommen, wenn man die Qualität von "Don´t Spare the Wicked" als Maßstab heranzieht. <img src="http://vg07.met.vgwort.de/na/f5f3794d24c24affaca1db4565c51b81" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 25.11.2021
Damian Rejon
Chris Scott Nunez
Fili Bibiano
Rob Duran
High Roller / Soulfood
28:34
26.11.2021