FRANCK L. GOLDWASSER gehört beileibe nicht zu den Musikern, die ihr Schaffen fleißig festhalten und veröffentlichen – viel mehr als ein halbes Dutzend Alben sind vom nun etwas über 60-jährigen Franzosen, der seit 1983 an der amerikanischen Westküste lebt, nicht aufzutreiben. Nun allerdings ist nicht einmal ein Jahr nach dem großartigen <a href="http://www.musikreviews.de/reviews/2020/Franck-L-Goldwasser/Sweet-Little-Black-Spider/" target="_blank" rel="nofollow">„Sweet Little Black Spider“</a> bereits wieder ein GOLDWASSER-Album erschienen – und wiederum herrscht eitel Freude!
Die letztjährige Veröffentlichung brachte Neues, diesmal sind es Aufnahmen dreier Sessions im Guerilla Studio in Oakland anno 1998 und 1999. Eingespielt wurden damals – live und ohne Overdubbing – sieben Originale und neun Songs von unter anderen Muddy Waters, Jimmy Reed oder Leroy Carr. Große Namen auch im Studio: Mit dabei waren so hervorragende Leute wie GARY SMITH (Harmonika, leider nur bei zwei Songs), der Gitarrist RUSTY ZINN als ideale Ergänzung von GOLDWASSER, der hochgeschätzte Bassist JOHNNY ACE sowie Keyboarder JIM PUGH (Curtis Salgado, John Lee Hooker, Etta James...).
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Gleich mit dem schön rollenden Auftakt „Gonna Move To Texas“ wird das Gebiet abgesteckt: GOLDWASSER und seine Mannen beackern das Feld des geerdeten, urtümlichen und ungeschönten Blues – gemäß dem Verständnis und der Interpretation weißer Männer zwar, aber mit Inbrunst, Begeisterung und größtmöglicher Kompetenz. Dunkler kann weißer Blues nicht tönen. Als Beispiele zum Vergleichen seien T-Bone-Walkers „Love Is Just A Gamble“ und Muddy Waters Version des „Death Letter Blues“ von Son House genannt – letzteren hat Waters bearbeitet und seinerseits als „Sad Letter Blues“ gespielt und aufgenommen.
Mehr als die Hälfte der Songs entstammen der Session B aus dem Jahr 1999, und das ist gut so. Es wäre zwar vermessen, im Vergleich der drei Sessions von Qualitätsunterschieden zu sprechen, aber die neun unter B gelisteten Aufnahmen scheinen geringfügig runder und wärmer abgemischt zu sein. Auch so spricht nichts gegen das Befolgen der im Beiblatt gedruckten Empfehlung „For an optimal listening experience is suggested that you play this record at high volume and preferably through large speakers.“
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FAZIT: Das vorliegende Album von Paris Slim alias FRANCK L. GOLDWASSER mit seinen über zwanzigjährige Aufnahmen zeigt, wie zeitlos, frisch und packend Blues sein kann. Und: Auch weiße Männer können ihn, und ja, sogar wenn sie an Amerikas Westküste und nicht im Delta zuhause sind. Sehr zu empfehlen!
Punkte: 13/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 09.10.2021
Johnny Ace, Leonard Gill
Franck L. Goldwasser
Franck L. Goldwasser, Rusty Zinn
Jim Pugh
Walter Shufflesworth, John Hanes, Robi Bean
Gary Smith (Harmonica)
Mountaintop Publishing
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30.04.2021