Die Königsdisziplin des Konzeptalbums haben IT BITES 2012 in Form von „Map Of The Past“ mit Bravour abgehakt - und zwar just dadurch, dass sie nicht alle dabei gängigen Konventionen erfüllen wollten, denn bereits der konsequente Verzicht der Briten auf einen obligatorischen Longtrack dürfte seinerzeit einige Prog-Traditionalisten vor den Kopf gestoßen haben.
Andererseits stand die Band wie auch heute noch Gewehr bei Fuß, was die Wahrung traditioneller Genre-Werte betrifft.Frontmann John Mitchell gelingen mehrere ausladende Gitarrenleads, bei deren Hören man an die lyrischen Höhepunkt von Pink Floyds David Gilmour denken muss, während Keyboarder und Hauptstrippenzieher John Beck mit Song-Arrangements aufwartet, die sowohl Stadion-poppig (das Titelstück, ´Flag´) wie die frühen Großtaten der Amerikaner Kansas als auch verschwenderisch vielschichtig (´Meadow And The Stream´, mit weniger als sieben Minuten Laufzeit tatsächlich die längste Nummer in der Tracklist) sind.
Das im Kontext des Zweiten Weltkriegs angesiedelte Narrativ, das der Organist mit dem Sänger erarbeitet hat, überschattet die kompositorische Übersichtlichkeit zu keiner Zeit, sondern unterstützt die Musiker vielmehr in ihrem augenscheinlichen Anliegen, IT BITES für die Gegenwart des 21. Jahrhunderts relevant zu halten. Das gelingt der Gruppe mittels klug ausbalancierten Stimmungsbildern, die im Spiegel der wohlweislich unverbindlich gehaltenen Lyrics von Hoffnungsfreude bis zu Anflügen von Beklemmung reichen.
Wie zu erwarten wird die Atmosphäre nie rundheraus negativ, obwohl die emotionale Eindringlichkeit von ´Cartoon Graveyard´ und dem abschließenden ´Exit Song´ für manchen Szenegänger, der gern die nächste Predigt für schon Bekehrte hören würde, zu viel des realitätsnahen guten sein könnte.
FAZIT: Auf die Live-Dreingaben der zweiten CD der damaligen Erstauflage von IT BITES´ "Map Of The World" muss man bei dieser Nachpressung (remastered für Vinyl inklusive zweier früherer Nippon-Bonustracks und Liner-Notes der Protagonisten) bedauerlicherweise verzichten; sie hätte die fraglos sinnvolle Wiederveröffentlichung eines Referenzwerks in Sachen England-Prog perfekt gemacht. <img src="http://vg05.met.vgwort.de/na/bb4078b9e19744c089d699c6a1fcdec4" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 04.05.2021
John Mitchell, Lee Pomeroy
John Mitchell, Bob Dalton, John Beck
John Mitchell
John Beck
Bob Dalton
Inside Out / Sony
61:17
07.05.2021