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Michael Brinkworth: Wasted Wonder

Stil: Indie-Folk

Cover: Michael Brinkworth: Wasted Wonder

„Wasted Wonder“ ist das zweite Studioalbum des australischen Songwriters MICHAEL BRINKWORTH. Aufgenommen wurden die neuen Songs des schon lange in Berlin lebenden Musikers daselbst in den Famous Gold Watch Studios, allerdings bereits in vorpandemischen Zeiten. BRINKWORTHs neues und stark autobiografisches Werk pendelt inhaltlich zwischen Vergangenheit und Gegenwart, Trauer, Resignation und Hoffnung – weitab jedenfalls von Friede-Freude-Eierkuchen.

Zwar ist es nicht so, dass zur Schwermut Neigenden direkt von „Wasted Wonder“ abgeraten werden müsste; wenn BRINKWORTH aber singt „I'm not good enough to be great, but I'm better than not bad“ oder „I am the king
of indecision, nothing can kill my inhibitions” und sich fragt “But where did my joy go?” – so gerät man als Zuhörer halt unweigerlich leicht ins Grübeln. Beinahe schon selbstquälerische Ehrlichkeit und Offenheit sind dem Mann aus Brisbane jedenfalls nicht abzusprechen.

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Stimmlich gemahnt MICHAEL BRINKWORTH ein wenig an Jeff Tweedy, und musikalisch stehen die neuen Aufnahmen (dank der praktisch identischen Band-Besetzung) auf ebenso solidem Boden wie die des Debütalbums „Somewhere To Run From“ (2017). Soundmäßig ist das Ganze im Americana/Country-Bereich angesiedelt, ohne ausuferndes Solieren und mit bloß sparsam verwendeten Effekten; stattdessen freut man sich über viel Abwechslung im Charakter der Stücke und eine ganz ordentliche Vielfalt in Bezug auf die Instrumentierung.

Unter den elf Songs sind einige bemerkenswert. „Foolin‘ Around“ zum Beispiel, der bereits auf dem Debütalbum in einer Soloversion zu hören war, kommt hier in schön laid-back und live eingespielter Form daher und ist mit fast acht Minuten das längste Stück des Albums. Sehr entspannt auch „Liguria“, BRINKWORTHs Sinnieren über das Unergründliche und nicht Erklärbare einer Liebesbeziehung.

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Mehr Drive hat dagegen „One More Time“, und geradezu Hitcharakter besitzt das nachfolgende „Good Old Feeling“ – von BRINKWORTH selber zwar als schöpferischer Schnellschuss bezeichnet, aber vielleicht gerade auch deswegen eingängiger Wohlfühlsound; eine seufzende Pedal-Steel, das perlende Piano, die Mundharmonika und der Harmoniegesang tun das ihre.

FAZIT: Die Zeile „You waste all your wonder when you’re younger“ aus „Foolin‘ Around“ hat dem neuen Album von MICHAEL BRINKWORTH den Titel gegeben. Für sich gehört lassen diese Worte auf Resignation schließen – die nächste Strophe des besagten Songs endet jedoch mit „And now the world is yours“. Irgendwie sinnbildlich: „Wasted Wonder“ gehört zu jenen Alben, die mit jedem Hören an (Überzeugungs-) Kraft gewinnen.

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Punkte: 12/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 18.05.2021

Tracklist

  1. Thick Skin
  2. One More Time (Just For Fun)
  3. Good Old Feeling
  4. Force Of Nature
  5. Liguria
  6. Pub Singers’ Lament
  7. Sunday Shoes
  8. King Of Indecision
  9. Falling In Love With A Broken Heart
  10. Foolin’ Around
  11. The Path

Besetzung

  • Bass

    Hal Strewe

  • Gesang

    Michael Brinkworth

  • Gitarre

    Michael Brinkworth, Tim Granbacka, Fritjof Brand

  • Keys

    Tim Granbacka

  • Schlagzeug

    Stefan Bregenzer

  • Sonstiges

    Frank Dasent (Trombone), Cam Hassard (Saxophon), Michael Brinkworth (Mundharmonikas), Valentin Martels (Schlagzeug), Mary May, Brian Grayson, Temple Haze, Hal Strewe, Fritjof Brand und Tim Granbacka (Hintergrundgesang)

Sonstiges

  • Label

    Famous Gold Watch Records/The A&R Department

  • Spieldauer

    52:18

  • Erscheinungsdatum

    21.05.2021

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