Bassist Orlando Le Fleming hat unter anderem mit Koryphäen wie Branford Marsalis, Billy Cobham, Wayne Krantz zusammengearbeitet und war, wie mit dem OWL-Trio, auch in eigener Mission unterwegs. ROMANTIC FUNK ist sein aktuelles Projekt und begibt sich auf eine Zeitreise, beziehungsweise befördert den elektrifizierten Jazz-Rock der 80er elegant und mit Geschick in die Jetztzeit.
Gleich der Einstieg „I’ll Tell You What It Is Later“ erinnert an das formidable „Tutu“ von Miles Davis, woran der warme, geschmeidige Ton von Trompeter Philip Dizack natürlich nicht unschuldig ist. Das folgende „Waynes“ bezieht sich auf Wayne Krantz und Wayne Shorter, lässt viel Raum für solistische Exkursionen, die von Le Flemings warm pumpendem Bass und Kush Abadeys vertracktem Schlagzeugspiel zusammengehalten werden. „The Myth Of Progress“ ist feine Großstadt-Mitternachtsmusik, in dessen Mittelpunkt eine umgarnende Zwiesprache zwischen Bass und E-Piano steht, die von Saxophon und Trompete spielerisch aufgelöst wird.
Das komplette Album ist meisterlich in seiner Erzeugung flackernder Intensität. Auch wenn es komplexer zugeht, bricht nie Chaos aus. „The Unfamiliar“ ist ein Noir-Abenteuer, das Musiker bestreiten, die sowohl im Zusammenspiel wie solistisch verständig, spieltechnisch überzeugend und beseelt agieren. Klanglich ist das Werk ebenfalls eine starke Nummer, entfaltet seine Wirkung im Stillen wie mit satt aufgedrehtem Volume-Regler.
FAZIT: „The Unfamiliar“ bietet Fusion vom Feinsten, die an die besten Momente Marcus Millers und des späten Miles Davis erinnern. Orlando Le Flemings Bass prägt und trägt die Musik, ohne sich angeberisch in den Vordergrund spielen zu müssen. Jeder Mitspieler bekommt genügend Raum zu brillieren – und der wird weidlich genutzt.
Erschienen auf www.musikreviews.de am 14.04.2021
Orlando Le Fleming
Sean Wayland
Kush Abadey, Nate Wood
Philip Dizack (trumpet), Will Vinson (alto saxophone)
Whirlwind Recordings
41:18
02.10.2020