Handelte es sich bei POWERWOLFs Werkschau im vergangenen Jahr wie häufig bei solchen Veröffentlichungen um eine Zäsur im Schaffen der Gruppe? Hört man ihr erstes Studioalbum danach, kann man als konservativer Fan beruhigt nein sagen, doch das bedeutet nicht, dass sich die Saarländer auf ihren Lorbeeren ausruhen, denn obwohl sie sich treu bleiben, verschieben sie auf "Call of the Wild" diverse Schwerpunkte und sorgen für (im gediegenen Rahmen) die eine oder andere Überraschung.
´Faster Than the Flame´ ist ein charakteristischer Speed-Opener mit rauen Vocals und lateinischem Pre-Chorus, der später ein ebenbürtiges, etwas kompakteres Pendant in Form von ´´Varcolac´ erhält. ´Beast of Gévaudan´ entführt dramatisch hämmernd nach Frankreich, das für POWERWOLF-Verhältnisse originell folkige ´´Blood for Blood (Faoladh)´ hingegen in ein mythisches Irland.
´Dancing with the Dead´ und das Titelstück bieten neben dem ironischen Spuk von ´Undress to Confess´ Uptempo-Schlager-Metal mit unfehlbaren Refrains, wie ihn die Gruppe aus dem Effeff beherrscht. ´Alive or Undead´ ist eine sehr typisches Power-Ballade mit logischerweise traurigem Unterton und auf seine unauffällige Art die schwächste Nummer des Albums.
Das religionskritische ´Glaubenskraft´ lässt sich aufgrund seines durchaus brisanten Inhalts (die auf muskulöse Art abschließenden drei Minuten von ´Reverent of Rats´ übrigens auch) und der Verwendung der Muttersprache der vermeintlichen Rumänen ebenfalls bis zu einem gewissen Grad als Novum begreifen, zeigt POWERWOLF aber darüber hinaus auch von ihrer bombastischsten Seite. Das verspielte ´Sermon of Swords´ schließlich brettert nicht weniger energetisch einher als der Rest, wobei die Scheibe dermaßen amtlich von Jens Bogren und Joost van den Broek produziert wurde, dass man vom bislang dynamischsten Sound in der Diskografie der Combo sprechen darf.
FAZIT: POWERWOLF in bewährter Form mit geringfügigen Akzenten der frischen Sorte - ansonsten ist "Call of The Wild" traditionelle Wolfsmilch, für die sich ein weiterer Chart-Erfolg von selbst verstehen dürfte. <img src="http://vg04.met.vgwort.de/na/d0522aff8dac4c01aabc39c6ec4ab474" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 04.07.2021
Attila Dorn
Charles Greywolf, Matthew Greywolf
Falk Maria Schlegel
Roel van Helden
Napalm / SPV
53:26
09.07.2021