Die Ironie von CHUGGABOOM liegt zwar auch in ihrem Namen, aber aus musikalischer Sicht, ohne auf die Texte einzugehen, ist bereits das stimmliche Mischmasch irgendwie amüsant. Innovativ ist die Kombi Brüllwürfel plus poppiger Klargesang dagegen nicht. Um genau zu sein ist diese Mische im Metalcore-Kontext doch ziemliche Standardware.
CHUGGABOOM gelingt es aber durch die gekonnt eingeflochtene Ironie in ihren Texten zumindest nicht sofort im Genre-Einheitsbrei zu versacken. Stellenweise klingt es, als ob sich hier Pop-Punker daran versuchen, brutal zu klingen. Dass das Ergebnis durchaus Laune macht, zeigen Songs wie „Should Have Been“, der nicht nur dank des zusätzlichen Gesangs von Kellin Quinn immer mehr zu einem Ohrwurm wird.
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Am Ende sind es aber doch die groben Momente, die die Musik reizvoll machen.
„Social Pressure“ kommt z.B. (vom poppigen Refrain mal abgesehen) ziemlich prollig daher und die Screams bewegen sich durchaus in Kellertiefe, was einen krassen Kontrast zum Klargesang bildet.
Für zusätzliche Melodien sorgen auch immer wieder die Gitarristen, die z.B. „The Game We Play“ mit einem echten Sahnesolo am Ende veredeln.
In Songs wie „No Rules, No Limits“ finden sich zudem dezente elektronische Zusätze. Das klingt dann manchmal gar nach Trance-Core a la alte ESKIMO CALLBOY, wenn auch nicht ganz so durchgeknallt.
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Ob der komödiantische Aspekt von Texten wie „Smoke Rings of Saturn Pt.3 The Mourning After“ gefällt oder nicht: Die Mischung aus harten Breakdowns und Pop-Musik im Refrain funktioniert. Ähnliches gilt auch für „I Don’t Wanna“, das fast noch einen Tick wilder umherspringt. Hier zeigt sich aber auch, dass der Klargesang an einigen Stellen doch ganz schön anstrengen kann. Vielleicht liegt’s aber auch daran, dass es teilweise so wirkt, als ob hier versucht wird, alles auf das unnötige Zusatzquäntchen hinauslaufen zu lassen (zu poppig, zu viel Pomp, zu übertrieben…). Aber das ist eine rein subjektive Einschätzung.
Dann lieber so wie in „Our Time“: Brutaler Start, fetter Groove, inkl. Breakdown, und trotzdem ein schmalziger (aber eben nicht zu süßlicher) Refrain.
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FAZIT: „Death Pledge“ ist sicher ein Kandidat für das ein- oder andere Streitgespräch unter diversen Puristen. Zu viel Witz, zu viel Pop, zu konstruiert. Oder eben doch ein interessanter und gut funktionierender Ansatz um ein, in Teilen, vielleicht stagnierendes Genre aufzufrischen? Auf alle Fälle haben CHUGGABOOM Potenzial in sämtliche Richtungen.
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 11.11.2022
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Dead Serious Recordings/Cargo
42:43
04.11.2022